: Bischöfe attackieren Dutertes Drogenkrieg
PHILIPPINEN Kirchenobere sprechen von „Schreckensherrschaft“, unter der die Armen zu leiden hätten
„Noch größere Sorgen bereitet uns die Gleichgültigkeit vieler gegenüber diesem falschen Handeln. Durch Zustimmung oder schweigende Akzeptanz macht man sich zum Komplizen des Bösen“, warnt die Kirche ihre Anhänger. In einem Land, in dem 80 Prozent der Bevölkerung Katholiken und treue Kirchgänger sind, erreichen solche Botschaften die Massen.
Dutertes Regierung gerät damit zunehmend unter Druck. Erst vor einer Woche musste der Präsident die Notbremse ziehen. Denn die Verwicklung einer großen Anzahl Polizisten in Drogengeschäfte und Korruption ist zu offensichtlich geworden. Duterte hatte also den Bock zum Gärtner gemacht, als er die Polizei auf mutmaßliche Junkies und Dealer in den Slums losließ.
Doch dass katholische Würdenträger bis auf Ausnahmen sieben Monate lang kleinlaut zusahen, wie der neue Präsident Gewalt als Problemlösung idealisierte, ist ebenso unverzeihlich. Die Breitseite von den Kanzeln des Landes war längst überfällig. Trotzdem hat sie das Duterte-Lager überrascht.
„Das sind alles schamlose Heuchler“, wetterte der Präsident des Unterhauses, Pantaleon Alvarez, gegen die Bischöfe. „Die wissen nicht, wovon sie reden“, sagte auch Präsidentensprecher Ernesto Albella herablassend.
Doch Duterte ist gewarnt. Schon einmal hat eine vergleichbare Aktion der Kirche den Anfang vom Ende eines Präsidenten eingeleitet. Als der Diktator Ferdinand Marcos 1986 Wahlen zu seinen Gunsten manipulierte, sprachen die Bischöfe ein Machtwort und lösten die so genannten EDSA-Revolution aus. Bald musste der Diktator ins Exil fliehen.
Erklärung der Bischofskonferenz
Zwar werden die Bischöfe jetzt wohl keine so explosive Wirkung entfalten. Doch dass sie dem Kirchenhasser Duterte endlich die Stirn bieten, dürfte ihn schwächen. Auch wenn in Umfragen noch immer ein überwiegender Teil der Befragten seine Politik gutheißt, fürchten inzwischen viele Philippiner, selbst Opfer des ausufernden Drogenkriegs zu werden.
Sieben Monate nach Dutertes Amtsantritt schlägt die Hoffnung mancher Wähler in Furcht um. „Dieser Bischofsbrief ist ein Aufruf an eine Nation, die in einem Albtraum gefangen ist. Unser Land kann nicht überleben, wenn Morde und Tod als Lösung aller Probleme angesehen werden“, sagt Senatorin Leila de Lima, eine von Dutertes schärfsten Kritikern. Hilja Müller
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