: Nachhilfe für den Kandidaten
SPD Angela Merkel schickt dem Konkurrenten eine „freundliche SMS“. Grüne, Linke und Jusos gehen dagegen auf Distanz zu Martin Schulz
Grüne, Linke und die Jusos drängen den frisch gekürten Kanzlerkandidaten der SPD dagegen, sich in der Sozial- und Bildungspolitik sowie beim Klimaschutz klarer zu positionieren. Die Grünen mahnten, Schulz dürfe den Kampf gegen den Klimawandel nicht ignorieren. Grünen-Chefin Simone Peter bescheinigte Schulz hier einen „blinden Fleck“. Und Cem Özdemir mahnte: „Unsere Zukunft in Deutschland und Europa hängt ganz zentral an der ökologischen Modernisierung der Wirtschaft.“ Doch Schulz hänge in der Retro-Schleife“, kritisierte Özdemir in der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht sagte, wenn Schulz glaubwürdig für mehr soziale Gerechtigkeit eintreten wolle, müsse die SPD die rot-rot-grüne Mehrheit im Bundestag nutzen, etwa um die Renten zu erhöhen oder die paritätische Finanzierung der Krankenkassen wiederherzustellen. Auch Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch warf Schulz vor, zu vage zu bleiben. „Wie ist denn das mit einer Steuerreform konkret?“, fragte Bartsch am Montag im Deutschlandradio Kultur. Kritik kam auch von den Jusos. Wichtig seien etwa eine faire Entlohnung von Azubis, mehr Wohnraum für Geringverdienende und Investitionen in Bildung, sagte die Chefin des SPD-Nachwuchses, Johanna Uekermann.
Schulz war am Sonntag als Kanzlerkandidat der SPD nominiert worden. In seiner Antrittsrede verlangte er vor allem, dass es in Deutschland gerechter zugehen müsse. Seine Partei geht aber ohne klare Koalitionsaussage in die Wahl. Zu Rot-Rot-Grün oder einer Ampel wollte sich Schulz im ZDF nicht äußern.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) unterstützt diesen Kurs. „Ich glaube, wenn man sich die Gesamtkonstellation anschaut, ist das klug“, sagte Kraft. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die selbst mit einer Ampelkoalition regiert, sagte dem Handelsblatt: „Ich kann das Modell von SPD, Grünen und FDP nur empfehlen – auch für den Bund.“
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) dagegen sprach sich indirekt für eine Fortsetzung der Großen Koalition aus. „Ich glaube, dass Herr Schulz ein guter Außenminister wäre in einem Kabinett Angela Merkel, und dass es dadurch gegebenenfalls auch mit CDU und CSU und SPD gemeinsam über 50 Prozent reicht.“
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