piwik no script img

Willkommen im Eigenheimpopulismus

AFD Weniger mieten, mehr besitzen: Die Neulinge im Parlament erklären ihre Wohnungspolitik

Dass die AfD auf mehr Eigentumswohnungen setzt, hat sie schon im Wahlkampf verkündet. Am Mittwoch nun stellte Harald Laatsch, der baupolitische Sprecher der Fraktion, Einzelheiten vor, wie er sich einen „Paradigmenwechsel in der Wohnungspolitik“ vorstellt.

„Wir haben in Berlin stagnierende Einkommen bei steigenden Mieten“, sagt Laatsch und fürchtet deshalb Altersarmut: „Andere Länder federn das über mehr Wohneigentum ab.“ So gebe es in Spanien eine Eigentumsquote von 83 Prozent, im Bundesdurchschnitt sind es 53 Prozent, in Berlin dagegen nur 15 Prozent. Heißt umgekehrt: 85 Prozent aller Berlinerinnen und Berliner leben zur Miete.

Das will Harald Laatsch ändern. Sein Vorschlag: Die Investitionsbank Berlin soll für potenzielle Wohnungskäufer bürgen, denen das nötige Eigenkapital für einen Bankkredit fehlt. Die Botschaft: Auch kleine Leute sollen sich Eigentumswohnungen leisten können.

Allerdings darf der Kaufpreis im Modell der AfD nicht höher als 2.500 Euro pro Quadratmeter liegen. „Wer in Marzahn eine 100 Quadratmeter-Wohnung für 250.000 Euro kauft, hat eine monatliche Belastung von 700 Euro.“ Das seien immer noch 100 Euro weniger als eine von ihm angenommene Mietbelastung von 800 Euro.

Klingt gut. Aber wie viele Wohnungen für diesen Kaufpreis sind in Berlin auf dem Markt? Harald Laatsch zögert und nennt die Zahl, die er bei einem Immobilienportal gefunden hat: 166. Der Paradigmenwechsel der AfD in der Wohnungspolitik fällt ganz schön bescheiden aus.

Und womöglich führt er auch in die Verdrängungsfalle. Denn von mietbegrenzenden Maßnahmen wie der Mietpreisbremse hält der ehemalige Wohnungsvermieter Laatsch nichts. Wer sich keine Wohnung kauft, so sagt er selbst, dem droht die Gentrifizierung. Aber was, wenn es gar keine günstigen Wohnungen mehr zu kaufen gibt?

Der sollte möglichst bald eine landeseigene Wohnung mieten. Denn auch die will die AfD privatisieren – an die Mieter. Und wenn alle 300.000 Wohnungen weg sind: Wie soll dann vermieden werden, dass mit diesen Wohnungen spekuliert wird? Der AfD-Baupolitiker sagt, dass er sich damit noch nicht so recht beschäftigt hat. Wir sind gespannt auf die nächste Pressekonferenz. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen