Gerichtsentscheidung zum Brexit: Das Publikum vor dem Supreme Court
Neben einschlägig Verdächtigen tauchen ein paar Normalbürger vor dem Gericht auf. Sie haben alle eine Meinung zum Brexit.
Ron Daniel, 25, gibt sich als Weltbürger aus: „Ich bin das Glückskaninchen der EU und bin hier, um gegen den Brexit zu protestieren“, gibt er an. Eine Gruppe japanischer Touristen macht Fotos. „Was passiert hier“?, fragt eine. „Das Urteil zu Artikel 50 fällt hier“, erhält sie zur Antwort. „Was“? „Ob es schnell zum Brexit kommt“, erklärt ein Journalist. Die Frau knippst schnell noch einmal.
Heute zählt das proeuropäische Kontingent nur knapp zehn Menschen, allesamt mit EU-Fahnen ausgerüstet. Peggy Swarea, 37, britische Bürgerin aus Kolumbien, deren Mann Norweger ist, ist mit ihrem neun Monate alten Sohn Leo gekommen. „Gerade weil mein Mann aus Norwegen kommt, wissen wir, dass sich Brexit nicht lohnt“, meint sie. Sie findet, es sei alles ein teures Spiel des Fremdenhasses.
Ein Kuchen mit EU-Fahne zum Sieg
Richard Kirker, 63, meint, in einer vernetzten Welt müsse jeder als ebenbürtig angesehen werden, statt sich in großmäulige Selbstisolation zu begeben. Neben ihm fügt Michael Brett, 61, pensionierter Englischlehrer aus London, hinzu, dass nur 24 Prozent aller Wahlberechtigten für den Brexit gestimmt hätten.
Plötzlich halten alle ihr Handy ans Ohr. Im Gebäude wird das Urteil verkündet und live übertragen. Den Gerichtsbeschluss kommentiert die Menge mit einem hörbaren „Yeah!“, und die Spannung weicht aus den Gesichtern. Die kleine Menschentraube gibt sich zufrieden. Ein Kuchen mit einer kleinen EU-Fahne wird herumgereicht und man lässt sich fotografieren.
Ein Mann mit blauem Hut und grüner Jagdjacke tritt auf. Ukip-Sprecher Gawain Towler: „Die Abgeordneten sind die Vertreter des Volkes. Das Volk hat entschieden“, sagt er, und dem hätten sich alle zu unterwerfen. Neben ihm halten die EU-Anhänger ein Transparent hoch, das zum nationalen Marsch gegen den Brexit am 25. März aufruft.
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