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Gesucht: sozialistischer Wahlverlierer

Frankreich Benoît Hamon oder Manuel Valls? Die Sozialisten streiten über ihren Spitzenmann für die Präsidentschaftswahlen, doch der Kandidat droht in jedem Fall im Feld der linken Mitbewerber unterzugehen

Aus Paris Rudolf Balmer

Dass Angela Merkel den französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon am Montag fast mit der Herzlichkeit einer Parteikollegin empfing, überrascht weder in Paris noch in Berlin. Merkel hatte schon vor der letzten Präsidentschaftswahl dem ihr politisch näher stehenden Nicolas Sarkozy gegen den Sozialisten François Hollande den Vorzug gegeben – auch wenn das am Ende nicht half. Wie schon im Jahr 2012 setzt die Kanzlerin auch jetzt wieder auf den vermeintlichen konservativen Favoriten. Nach den aktuellen Wahlumfragen hat Fillon gute Aussichten, am 7. Mai als Nachfolger von Hollande Frankreichs nächster Präsident und somit auch Deutschlands wichtigster europäischer Partner zu werden. Fillon erscheint als der Mann, der in einem Schlussduell gegen Marine Le Pen den Vormarsch der Rechtspopulisten in Frankreich stoppen kann.

Für die französische Linke dagegen ist die Vorstellung, dass wie schon 2002 die Stichwahl ohne sie zwischen der konservativen und der extremen Rechten entschieden wird, trostlos. Aufgrund der traumatischen Erfahrung von 2002, als Jacques Chirac gegen Jean-Marie Le Pen antrat, nachdem der Sozialist Lionel Jospin wegen der Spaltung der Linken mit einer Vielzahl von Konkurrenten ausgeschieden war, müsste die Linke eigentlich ein wenig klüger geworden sein. Das scheint nicht der Fall zu sein.

Die Sozialistische Partei organisiert derzeit Vorwahlen zur Nominierung eines Kandidaten, der laut gegenwärtiger Einschätzung am 23. April nicht die geringste Chance hat, sich für den Schlussgang am 7. Mai zu qualifizieren. Laut der jüngsten Umfrage liegt Marine Le Pen (27 Prozent) vor dem Konservativen Fillon (26 Prozent), dem Linksliberalen Emmanuel Macron (20 Prozent), dem Sozialisten Jean-Luc Mélenchon (13 Prozent) und dem Grünen Yannick Jadot (2 Prozent). Mit Benoît Hamon bekäme der sozialistische Kandidat 8 Prozent, im Fall von Manuel Valls 9 Prozent.

Drei linke Kandidaten könnten sich gegenseitig die Stimmen streitig machen

Bei allem Misstrauen gegenüber Prognosen 100 Tage vor der Wahl zeichnet sich für den sozialistischen Kandidaten eine Schlappe ab, die indes für die gesamte Linke Folgen hat. Als Unabhängige beteiligen sich weder Macron noch Mélenchon an den sozialistischen Vorwahlen, sie stehen also auf jeden Fall auf dem Stimmzettel. Aber weder Hamon noch Valls denken daran, sich gegebenenfalls zugunsten von Mélenchon oder Macron zurückzuziehen. Das erwartete Ergebnis: drei linke bis linksliberale Kandidaten, die sich gegenseitig die Stimmen streitig machen.

Am nächsten Sonntag gehen Valls und Hamon in die Stichwahl zur Kür des sozialistischen Präsidentschaftskandidaten. Schon jetzt stellen Analysen fest, dass damit die Tendenz zur Spaltung der Linken noch vergrößert wird: Im Fall Valls würden linke PS-Sympathisanten gleich zu Mélenchon überwechseln, im Fall Hamon dagegen würden die Reformisten zu Macron in die linke Mitte umschwenken, sofern sie dies nicht bereits getan haben. So oder so befindet sich der PS in einem Zangengriff zwischen Macron und Mélenchon. Die programmatische Klärung und Reorganisation der französischen Linken findet weitgehend außerhalb des PS statt.

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