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Niederländer kaufen Lichtblick

ENERGIEWENDE Der kommunale Versorger steigt bei dem Ökostromer ein. Die Firmen wollen ihr Know-how bei der Vernetzung von Erzeugern und Abnehmern bündeln und europaweit vermarkten

Der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick wird zur Hälfte von dem niederländischen Energieversorger Eneco übernommen. Wie die Firmen mitteilten, geben die Lichtblick-Gründer und weitere Investoren jeweils 50 Prozent ihrer Anteile an die Niederländer ab. Die beiden Unternehmen wollen ihre Fähigkeiten kombinieren und in Europa expandieren. Gemeinsam wolle man „smarte Energielösungen für Privat- und Geschäftskunden entwickeln“, sagt Wilfried Gillrath, Vizechef von Lichtblick, um damit dem Trend zur Dezentralisierung und Demokratisierung der Energieversorgung Rechnung zu tragen.

Lichtblick gehört zu den ersten Unternehmen, die nach der Öffnung des Strommarktes 1998 Strom ohne Kohle und Atom angeboten haben – und das, ohne mit einem Kohle- oder Atomkonzern verbandelt zu sein. Lichtblick hat 650.000 Kunden in Deutschland und setzte 2015 rund 670 Millionen Euro um.

Enecon gehört 53 niederländischen Kommunen und bietet ebenfalls kohle- und atomfreien Strom an. Eneco hat 2015 rund 4,3 Milliarden Euro umgesetzt und rund zwei Millionen Kunden in den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien versorgt.

Neben ihrem Kerngeschäft, der Vermarktung erneuerbarer Energie, bieten beide ­Firmen IT-basierte Produkte an, mit denen das vorhandene Angebot an Ökoenergie besser auf die Nachfrage abgestimmt werden kann. Eneco hat mit dem Thermostat „Toon“ eine Plattform entwickelt, mit der Kunden ihren Energieverbrauch zentral steuern können – und in Zukunft auch alles mögliche andere, etwa Kameras oder Rollläden.

Lichtblick setzt mit seiner IT-Plattform „Schwarmdirigent“ auf der Erzeugerseite an: Sie vernetzt dezentrale Energieanlagen- und Speicher wie Blockheizkraftwerke, Wärmepumpen, Photovoltaik, Elektromobilen und Batteriespeichern mit dem Strommarkt. Das System solle in Zukunft erlauben, Ökoenergie direkt zwischen privaten Anbietern und Nachfragern zu handeln, sagt Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth. „Wir bereiten uns darauf vor, dass, wenn es zu einem Durchbruch bei den Batteriespeichern kommt, man das in den Markt integrieren kann“, sagt Kampwirth. Das Gleiche gelte für die Photovoltaik. Wenn es einmal sehr viele dezentrale Anlagen gebe, sei solche Technik entscheidend, um die Erzeugungskapazität auszunutzen und das Netz zu stabilisieren.

„Wenn Sie die IT dahinter entwickelt haben, macht es Sinn, das auf dem europäischen Markt anzubieten“, sagt Kampwirth, und sich nicht nur auf Deutschland zu beschränken. Die Kooperation verschafft Enecon den Zutritt zum deutschen Markt und Lichtblick das Kapital, um expandieren zu können, etwa durch Aufkaufen von Konkurrenten. Knö

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