piwik no script img

Diekmann verlässt SpringerFriede sei mit dir

Kai Diekmann, Herausgeber der Bild-Zeitung und Ex-Chefredakteur, kündigt seinen Rückzug aus dem Axel-Springer-Konzern an.

Bye-bye, Kai. Diekmann verlässt überraschend Axel Springer Foto: dpa

Er geht. „Es war mir eine Ehre“, schreibt Bild-Herausgeber und Ex-Chefredakteur Kai Diekmann auf Twitter. Warum der 52-Jährige nach 30 Jahren beim Springer-Verlag aufhört, dazu gibt es bislang keine eindeutige Aussage. In einer Pressemitteilung des Verlags vom Freitagmittag wird Diekmann zitiert, er wisse die Bild-Gruppe „in den allerbesten Händen“ und könne sich nun „neuen Aufgaben stellen“. Vor einem Jahr hatte Diekmann den Chefredakteursposten bei Bild, Bild am Sonntag und B.Z. an Tanit Koch übergeben und sich auf die Position des Herausgebers zurückgezogen.

Diekmann hatte 1985 als Volontär beim Springer-Verlag begonnen, war danach Bild-Reporter, wurde 1998 Chefredakteur der Welt man Sonntag und 2001 schließlich der Bild-Zeitung. Er steht für den Übergang von Deutschlands meistgelesener Zeitung in den digitalen Journalismus, aber auch für einen Rückgang der verkauften Auflage von weiter über 50 Prozent, was die Einbußen im Print-Bereich, die zuletzt die meisten Blätter erlebten, noch weit übertrifft.

Auch mit der taz verband Diekmann eine langjährige Beziehung, die nicht zu jeder Zeit freundschaftlich war. 2002 Klagte der Bild-Chefredakteur wegen eines satirischen Textes auf der Wahrheit-Seite, der ihm eine Penis-Verlängerung unterstellte, auf 30.000 Euro Schadenersatz. Vor Gericht erwirkte er zwar eine Unterlassung in Bezug auf den Text, erhielt aber keinen Schadenersatz mit der Begründung, er suche „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer“, weswegen sein eigenes Persönlichkeitsrecht in diesem Fall weniger belastet sei. An den Streit erinnert heute die Skulptur „Friede sei mit dir“ von Peter Lenk an der dem Springer-Verlag zugewandten Ostseite des taz-Hauses.

Zum 25. Geburtstag der taz im Jahr 2003 war Diekmann dann im Rahmen einer „Feindlichen Übernahme“ einen Tag lang Chefredakteur der taz. Seit 2009 ist er außerdem taz-Genossenschaftsmitglied.

Zu seinen genauen Beweggründen, warum er den Verlag verlässt, wollte sich der Herausgeber am Freitag nicht äußern. Zum 31. Januar endet offiziell Diekmanns Zeit bei Springer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Na dann kann er ja bei Euch anheuern...

  • Überraschend? - Mach Witze.

     

    Nach Silicon-Valley-Parking & Schamfrist -

    Ist postWulff-Bashing - der finale Kick-out doch nur -

    Der konsequente Rösselsprung im Damensattel.

    "Nicht gedacht werden soll seiner."

     

    (ps: Ob das aber eine - Ent-Diekmannisierung der taz zeitigt?

    Wir dürfen gespannt sein!;))

  • 3G
    36120 (Profil gelöscht)

    "Zum 25. Geburtstag der taz im Jahr 2003 war Diekmann dann im Rahmen einer „Feindlichen Übernahme“ einen Tag lang Chefredakteur der taz. Seit 2009 ist er außerdem taz-Genossenschaftsmitglied."

     

    Die Bild und die taz. Aha!