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Biathlon Beim Weltcup in Oberhof setzen sich die Athleten zusammen, weil sie mit dem Umgang des Weltverbands mit dem russischen Staatsdoping höchst unzufrieden sindZu viel Wischiwaschi

Der Gesamtweltcup-Führende Martin Fourcade (links) – hier auf den Fersen des Russen Anton Schipulin – hat bereits einen Boykott Russlands ins Spiel gebracht Foto: ap

Aus Oberhof Andreas Morbach

Seit Mittwoch ist die internationale Skijägerelite mal wieder im Thüringer Wald vereint, doch als die Biathletinnen nach der zweiten Nacht in Oberhof morgens die Vorhänge in ihren Hotelzimmern beiseiteschoben, trauten sie ihren Augen nicht: Über der kleinen Landstadt, eigentlich für ihren winterlichen Wettermix aus Nebel, Wind und Kälte berüchtigt, strahlte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Beste Voraussetzungen also für das Sprintrennen der Frauen am Freitagnachmittag – und der krasse Gegensatz zur düsteren Stimmung, die über der Branche liegt.

Dopingfälle gab es im Biathlonsport immer wieder – gerade im zurückliegenden Jahrzehnt, in dem die Disziplin ein immer größeres mediales Interesse erfuhr und für die Sportler entsprechend an Reiz gewann. Doch seit im zweiten McLaren-Report um mutmaßliches russisches Staatsdoping auch 31 Biathleten aufgeführt wurden, sind die Doppelwettkämpfer mit Ski und Gewehr in heller Aufregung. Der langatmige Stil, in dem der Weltverband (IBU) das Thema Doping angeht, missfällt den Athleten. Deshalb setzten sie sich am Abend vor dem ersten Rennen auch in Oberhof zusammen und beratschlagten, wie sie den Funktionären Beine machen könnten.

Den Job als Frontmann ist Martin Fourcade in seiner Zunft ja längst gewöhnt, nun aber gab der Franzose auch abseits von Loipe und Schießstand den Anführer. Als das aktuelle Beben rund um die russische Konkurrenz Mitte Dezember ausgelöst wurde, brachte er gleich die Möglichkeit eines Boykotts ins Spiel. Der ist zwar fürs Erste vom Tisch, doch beim Treffen der Verärgerten am Mittwochabend bekam Fourcade nun Unterstützung vom Tschechen Michal Slesingr und Lowell Bailey aus den Vereinigten Staaten.

Auch die Gastgeber waren bei dem ungewöhnlichen Meeting im Sporthotel vertreten – unter anderem durch ihre Topkräfte Simon Schempp und Erik Lesser. Auch Anton Schipulin, der momentan beste russische Biathlet, war dabei – inklusive eines Dolmetschers. „Der konnte allerdings nicht so gut Englisch. Aber ein bisschen was haben wir verstanden“, berichtete Schempp. Er hält sich in dieser heiklen Angelegenheit gerne zurück. Nun verriet er immerhin so viel: „Wir haben ein paar Forderungen formuliert – gute Dinge, wie ich finde. Die gehen jetzt an die IBU – und mal schauen, wie sie die Sache annehmen.“

Die Biathleten peilen eine Politik klarer Sanktionen an

Sehr gespannt auf die Reaktionen aus der Chefetage ist auch sein Teamkollege Lesser. Der 28-Jährige ist ein Freund klarer Worte – die er nach seinem fünften Platz im Sprint auch ungefiltert in die Welt trug: „Die Athleten sind ein bisschen unzufrieden, wie lax die IBU mit dem Thema umgeht. Das heißt nicht, dass wir alle gegen Russland sind. Wir sind gegen Doping – und da muss der Verband Regelverstöße gnadenlos ahnden. Nicht nur Wischiwaschi, sondern knallhart.“

Die Biathleten peilen eine Politik klarer Sanktionen an. Lesser lobte ausdrücklich die Anwesenheit von Schipulin und IBU-Generalsekretärin Nicole Resch bei dem Treffen. Dann plauderte er aus dem Nähkästchen. „Wenn eine Nation ein oder zwei Mal mit Doping erwischt wird, könnte es für sie einen Startplatz weniger geben. Dann hätte Russland zum Beispiel statt sechs irgendwann nur noch fünf oder vier Starter. Das tut jeder Nation weh, und man überlegt: Vielleicht müssen wir ja doch etwas machen“, erzählte Lesser. „Ich weiß nicht, ob nun ein Umdenken stattfindet. Aber wir hoffen es.“

So sie das auch Biathlon-Regent Martin Fourcade. „Wir waren am Mittwoch fast 60 Athleten, das ist ziemlich viel“, freute sich der Weltcup-Führende über die Unterstützung der Kollegen. Dann betonte er: „Wir haben einige Wünsche geäußert, um der IBU beim Kampf gegen Doping zu helfen. Einige kleine Dinge, die wirklich einfach anzuwenden sind. Das ist kein Kampf zwischen den Athleten und der IBU – aber wir wollen einfach, dass der Verband noch sehr viel aggressiver gegen Doping vorgeht.“

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