Die Warnung blieb aus

Anschlag Weder Polizei noch Feuerwehr nutzte Katastrophenwarnsystem Katwarn. Warum, ist unklar

Die Warnung der Polizei war deutlich. Kurz nach 21 Uhr am Montagabend forderte sie die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter auf: „Bleiben Sie zu Hause.“ Gut eine Stunde vorher war ein Lastwagen in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Ein anderes Alarmsystem blieb an diesem Abend ungenutzt: Über Katwarn – kurz für „Katastrophenwarnsystem“ – erging keine Meldung. Dabei hatte die Innenverwaltung nach dem Amoklauf in München Ende Juli mitgeteilt, dass bei einem ähnlichen Vorfall auch die Berliner Behörden versuchen würden, über Katwarn und Twitter möglicherweise gefährdete Menschen zu erreichen.

Das von der Feuerwehr genutzte kostenlose Katwarn hat seit seinem Start im Juni 2012 eine stetig steigende Nutzerzahl; derzeit liegt sie laut Innenverwaltung bei rund 100.000 – knapp 3 Prozent der Berliner Bevölkerung. Es funktioniert als App auf dem Smartphone, aber eben auch via SMS und könnte so auch Menschen mit einfachem Handy erreichen. Warum aber blieb eine Warnung aus?

Diese war aus Sicht der Berliner Feuerwehr schlicht nicht erforderlich, teilte ein Sprecher am Mittwoch der taz mit. Das „Unfallgeschehen“ sei abgeschlossen gewesen; aus Sicht der Feuerwehr wurde mit keinen weiteren Schäden gerechnet. Auch von der Polizei sei keine Aufforderung zur Warnung der Bevölkerung über Katwarn eingegangen.

Das ist erstaunlich, denn die Feuerwehr war nach eigenen Angaben kurz nach der Alarmierung um 20.04 Uhr vor Ort. Die Lage am Breitscheidplatz war unübersichtlich, ein Täter nicht gefasst. Die Polizei gab erst kurz nach 22 Uhr Entwarnung – wieder via Twitter: „Derzeit gibt es keine Hinweise auf weitere gefährdende Situationen in der City nähe #Breitscheidplatz.“ Bert Schulz