: Die erste Luftwaffenpilotin bittet um Asylin den USA
AFGHANISTANNilofar Rahmani galt als Symbol für die Freiheit der Frau nach dem Sturz der Taliban
Die Zeitung Wall Street Journal berichtete von Todesdrohungen der radikalislamischen Taliban, aber auch aus Rahmanis eigener Familie. Mit ihrer unkonventionellen Arbeit beschäme sie die Familie. Rahmani fürchte nun um ihr Leben. Der New York Times sagte Rahmani, ihre männlichen Kollegen bei der Luftwaffe behandelten sie schlecht. „Die Dinge verändern sich nicht zum Besseren in Afghanistan“, sagte sie. „Die Dinge werden schlimmer und schlimmer.“
Schon im vergangenen Jahr hatten afghanische Medien berichtet, dass Unbekannte Nilofar Rahmanis Bruder angegriffen hatten. Die Familie musste seither offenbar mehrmals umziehen, um sich zu schützen.
Die afghanische Regierung reagierte heftig auf Rahmanis Weigerung, zurückzukommen. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Mohammed Radmanisch, sagte gegenüber dpa am Montag, Rahmani habe die Drohungen gegen sie nur erfunden, um Asyl beantragen zu können. „Hätte sie wirklich Probleme gehabt, hätte sie sich bei zahlreichen Stellen beschweren können.“ Er sagte, Rahmani sei eine Schande. Ein Offizier müsse Tapferkeit im Angesicht des Feindes zeigen und dürfe nicht davonrennen.
Die Pilotin war in Afghanistan und international als Symbol für die neue Freiheit von Frauen in der Zeit nach der Taliban-Herrschaft gepriesen worden. Schon als Kind habe sie Pilotin werden wollen, hat Nilofar Rahmani oft erzählt. Ihre Vorbilder seien zwei Hubschrauberpilotinnen, die es während der Sowjetzeit in Afghanistan gab. Die Eltern hätten sie unterstützt. Vor drei Jahren schloss sie ihre Ausbildung ab. Im vergangenen Jahr verlieh ihr das US-Außenministerium den „Mutige Frauen“-Preis. Michelle Obama hielt die Rede und sagte, Nilofar Rahimi fliege weiter, trotz der Drohungen der Taliban und aus ihrer Familie.
In sozialen Medien wurde Rahmanis Motive kontrovers diskutiert. Die Frauenrechtlerin Waschma Frogh, die ein Jahr lang als Beraterin im Verteidigungsministerium gearbeitet hat, sagte, der Fall solle eine Debatte über die Behandlung von Frauen in den Streitkräften auslösen. Ein renommierter Journalist, Bilal Sarwary, sagte, das Land habe „diese Frau wie viele andere im Stich gelassen“. Von anderen wurde Rahmani angesichts des sich verschärfenden Krieges im Land als Deserteurin oder Feigling bezeichnet.
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