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Norddeutscher Charme

Winterurlaub Die landschaftlichen Schönheiten Norddeutschlands zeigen, dass selbst tristes, graues Winterwetter in der Natur überhaupt nicht deprimierend sein muss

von Nora Kaiser

Wer in Norddeutschland beim winterlichen Blick aus dem Fenster auf schneebedeckte Landschaften hofft, wird häufig enttäuscht. Statt Schnee hat der Norden Deutschlands in den Wintermonaten meist nebliges, graues Wetter zu bieten. Doch selbst das verleiht den ländlichen Gebieten den typischen rauen norddeutschen Charme.

Die Lüneburger Heide

Die Lüneburger Heide eignet sich das ganze Jahr über für Wanderungen. „Besonders die Neujahrswanderung auf dem Heidschnuckenweg in Bispingen lockt jedes Jahr viele Besucher an“, sagt Wanderführer Heinz Hoyer. Statt hektischen Konsumwahns und Lärms aus den Geschäften begegnet man hier den Geräuschen der Natur. Heinz Hoyer leitet die 5,5 km lange Tour durch das Quelltal der Wümme von Neugraben-Fischbek bis nach Celle. „Der weite Blick über die grau-braune Landschaft macht einen ganz besonderen Reiz aus“, so Hoyer. „Auch wenn der Kontrast zur blühenden Heide anfangs etwas ungewohnt erscheinen mag.“ Grau-braun klingt zwar zunächst eher abschreckend, macht jedoch den „norddeutschen Charme“ im Winter aus, findet zumindest Hoyer.

Die Nordsee

Auf grauen Charme kann man sich an der Nordsee auf jeden Fall gefasst machen. Die ostfriesische Teekultur wurde dieses Jahr als Zeichen gegen die Hektik in der heutigen Zeit zu einem nationalen Kulturerbe erklärt. Der Butjenter Campingplatz in Eckwarderhörne hat das ganze Jahr über geöffnet und ist auch in den Wintermonaten überraschend gut besucht. Wenn es im Winter trotz ostfriesischen Tees zum Campen zu kalt ist, hat man aber auch die Möglichkeit, auf eine der vielen Ferienunterkünfte nahe dem Deich auszuweichen.

Trotz eisiger Nordseebrise kann man im Kreis Butjadingen Wanderungen am Deich und durch das Watt unternehmen. Die Strände der Nordsee sind bei Weitem nicht so überfüllt wie im Sommer und somit nicht nur Entspannung für Besucher – speziell auf der Hochseeinsel Helgoland hat man die Chance, im Winter viele Robben mit ihren Neugeborenen am Strand der Düne zu sehen. „Dieses Jahr werden sogar neue Rekordzahlen an Kegelrobbennachwuchs auf der Helgoländer Düne erwartet“, so Volker Redeker vom Verein Jordsand, der Seevogel- und Naturschutzgebiete betreut.

Der Schaalsee

Tierfreunde können auch am Schaalsee an der Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf Natur und Erholung hoffen. In den Wintermonaten bekommt man in dem Vogelschutzgebiet und Unesco-Biosphärenreservat besonders viele Greifvögel, Enten und Schwäne zu Gesicht, die aus dem kalten Skandinavien fliehen.

Mecklenburgische Schweiz

Mecklenburg-Vorpommern eignet sich im Winter besonders, um Seeadler im kargen Geäst der Baumkronen zu beobachten. Der Naturpark Nossentiner Heide in der Mecklenburgischen Schweiz lädt mit seinen 4.400 Hektar zu langen Wanderungen durch die neblige Landschaft ein, bei denen kulturell und geschichtlich interessierte Besucher die Burg Schlitz, Basedow und Teschow besichtigen können.

Mecklenburgs Seenplatte

Durch die Mecklenburgische Seenplatte und Mecklenburgische Schweiz führt die Eiszeitroute – ein 400 km langer Wanderweg, der sich in neun Einzelrouten und fünf wesentlich kürzere Etappen unterteilt. „Die Eiszeitlandschaften wie Hügelketten, Moore und Blockspaltungen sind auch im Winter gut besucht und wirken bei Frost und Nebel umso faszinierender“, sagt Karin Franz vom Naturerlebniszentrum Müritzeum in Waren. Je nach persönlichem Wetterempfinden kann man sich auch im Winter ein Kanu ausleihen, um einen Ausflug auf der Müritz oder einem der vielen anderen Gewässer zu unternehmen. „Bootsausflüge können vor allem an Silvester eine besondere Idee sein“, so Karin Franz. „Um die schlechten Wintergedanken zu vertreiben, empfehle ich außerdem die Fotoausstellung in unserem Haus mit spektakulären Naturaufnahmen aus der Region.“ Die Sonderausstellung läuft noch bis Februar 2017 und zeigt 87 prämierte Aufnahmen aus dem „Land der 1.000 Seen“ vom internationalen Fotowettbewerb 2015.

Insel Rügen

Wer noch nicht genug von eiszeitlicher Flora und Fauna hat, findet im Naturschutzgebiet von Jasmund Kreidelandschaften, Moore und Küstenwälder vor. Das Nationalparkzentrum Königsstuhl bietet das ganze Jahr über Touren für Besucher aller Altersgruppen an, um die Umgebung zu erkunden und Einzelheiten über die Geschichte der Halbinsel zu erfahren. Nebel und Reif machen auch hier einen besonderen grauen Flair in der Natur aus, sodass Rügen auch im Winter Programm bietet. Für Besucher, die nicht genug von der gesunden, jodhaltigen Meeresluft bekommen können, findet jährlich am 31. Dezember eine Sturmwanderung am Kap Arkona statt.

Lübecker Bucht

Projektkoordinatorin Juliane König vom Ostsee-Holstein-Tourismus sieht großes Potenzial für die Wintersaison im Nordosten Schleswig-Holsteins. Das jährlich stattfindende spektakuläre „Lichtermeer“ taucht die gesamte Lübecker Bucht zum Anfang der Wintersaison in Licht. Neben Lichtinstallationen finden Fackelwanderungen und Feuershows statt. Die Region bietet neben Kurbetrieben zur Erholung auch für Wintersportler eine große Auswahl an Aktivitäten. Zum Schlittschuhlaufen bieten Lütjenburg und Umgebung zahlreiche Möglichkeiten. Der Tourismusverband versucht, sein Angebot an Winteraktivitäten weiter auszudehnen. Anscheinend rentieren sich die Investitionen: „Immer mehr Menschen setzen auf die nähere Umgebung, um eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen – sei es nur für ein verlängertes Wochenende oder einen Tagesausflug“, sagt Juliane König.

Der graue norddeutsche Winter überzeugt anscheinend wirklich mit seinem einzigartigen Charme.

Neujahrswanderung Heidschnuckenweg, Lüneburger Heide: Anmeldungen über Bispingen-Touristik e. V., info@bispingen-touristik.de oder telefonisch (051 94) 987 969-0

Müritzeum Naturerlebniszentrum, Waren (Müritz): Auskünfte über info@mueritzeum.de oder telefonisch (039 91) 633 68-0

Nationalparkzentrum Königsstein: Auskünfte über info@koenigsstuhl.com oder telefonisch (038 392) 661 7-0

Info-Zentrum des Naturparks Holsteinische Schweiz: Auskünfte über info@naturpark-holsteinische-schweiz.de oder telefonisch (045 22) 749 380

Ostsee-Holstein Tourismus e. V.: Auskünfte telefonisch unter (045 03) 888 525

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