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Rainer Schäfer Radikale Weine

Teodosio macht kein Geheimnis aus seiner Herkunft. Riecht man an ihm, dann entstehen Bilder einer Landschaft im sonnigen Süden. Es duftet nach mediterranen Kräutern, Rosmarin und Thymian, nach Tabak, Kirschen und Pflaumen.

Der Teodosio, ein Aglianico del Vulture, kommt von der Sohle des italienischen Stiefels, aus Barile in der Basilicata. Es ist eine Gegend wie aus der Zeit gefallen, die sich dem hektischen Tempo der Moderne verweigert. Eine abgeschiedene, bäuerliche Region, in der sich die seltene und wenig bekannte Rotweinrebe Aglianico del Vulture erhalten konnte.

Diese ist ganz nach dem Geschmack von Viviana Malafarina, die aus dem italienischen Norden, aus der Hafenstadt Genua, stammt. Die Winzerin schätzt die Aglianico del Vulture sogar mehr als die Sangiovese, die in Italien sehr hoch im Kurs steht.

„Ich möchte dieser Rebe zu der Anerkennung verhelfen, die sie verdient“, sagt die 42-Jährige, die 2011 nach Barile zum Weingut Basilisco kam. Winzerinnen sind die Ausnahme in diesem Landstrich, sie jedoch hat sich mit ihrer entschlossenen Art dort schnell Respekt verschafft. Es habe ihr schon immer gefallen, sagt Viviana Malafarina, Unbekanntes in Angriff zu nehmen.

Die Reben für den Teodosio wachsen auf mineralstoffreichem Boden in über 500 Metern Höhe, die der erloschene Vulkan Vulture hinterlassen hat. Die 80 Jahre alten Rebstöcke stehen zwischen Obst- und Olivenbäumen und werden biologisch bewirtschaftet. Auch können in den steil abfallenden Hängen keine Maschinen eingesetzt werden. Auf der schwarzen Vulkanerde kann Aglianico del Vulture seine Komplexität und Kraft voll zum Ausdruck bringen.

„Er liebt Vulkan“, sagt Viviana Malafarina. Ausgebaut und gelagert wird Teodosio in Tuffsteinhöhlen mit konstant 16 Grad Temperatur, die am Hang des Vulture liegen. Die dienten Banditen und Aufständischen lange als Unterschlupf. Heute sind sie ein idealer Ort für die Weine der leidenschaftlichen Winzerin.

Die wird inzwischen Signora Aglianico genannt in Barile, weil sie sich ständig mit ihrer liebsten Rebe beschäftigt. Und weil sie ihr Weine abgewinnt, die Kraft, Frische und Eleganz zeigen und beeindruckend tiefgründig sind.

Teodosio 2011, Weingut Basilisco, 12,50 Euro, Bezug über www.weinheuer.de

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