Terror und Angst

Polizei ermittelt, Politik greift ein, mögliche Mittäter werden geschnappt, aber dennoch: Bürger rüsten auf

Amris mutmaßlicher Kontaktmann in Haft

TERROR Tunesier in Berlin festgenommen. Er soll in Verbindung mit Berlin-Attentäter gestanden haben

BERLIN taz/dpa | Sie kamen am frühen Morgen. Im Berliner Stadtteil Tempelhof nahmen Polizisten am Mittwoch einen 40-jährigen Tunesier fest. Laut Bundesanwaltschaft steht er im Verdacht mit Anis Amri, dem beschuldigten Attentäter auf den Berliner Weihnachtsmarkt, in Verbindung gestanden zu haben. Durchsucht wurden die Wohnung und Geschäftsräume des Mannes, teilte die Behörde mit. Amri haben dessen Telefonnummer auf seinem Handy gespeichert gehabt. „Die weiteren Ermittlungen deuten darauf hin, dass er in den Anschlag eingebunden gewesen sein könnte“, so die Bundesanwaltschaft.

Anis Amri war wenige Tage vor Weihnachten mit einem Lastwagen in den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz gefahren. Zwölf Menschen starben dabei, rund 50 wurden teils schwer verletzt. Der 24-jährige Tunesier wurde schließlich am 23. Dezember von Polizisten in Sesto San Giovanni bei Mailand erschossen, nachdem er das Feuer auf die Beamten eröffnet hatte.

Laut WDR war Amri in Nordrhein-Westfalen, wo er offiziell gemeldet war, besser vernetzt als angenommen. Mehr als ein Dutzend Moscheen soll er im Ruhrgebiet besucht und zu einer auch einen Schlüssel besessen haben. Dort soll Amri wiederholt übernachtet haben. Seinen Lebensmittelpunkt soll er seit Anfang 2016 in Berlin gehabt haben.

Die Bundesanwaltschaft versucht den Fluchtweg Amris nach der Tat nachzuvollziehen. Geprüft wird, ob er auch über die Niederlande reiste. Laut Medienberichten fanden Ermittler in seinem Rucksack eine SIM-Karte aus den Niederlanden. Laut einer örtlichen Staatsanwaltschaft war Amri zwei Tage nach dem Anschlag im niederländischen Nimwegen: Er sei „sehr wahrscheinlich“ auf Bildern von Überwachungskameras am Bahnhof zu sehen.

Später soll Anis Amri mit einem Bus nach Frankreich und dann weiter nach Italien geflohen sein. Die italienische Polizei veröffentlichte am Mittwoch ein Foto einer Überwachungskamera, das Amri wenige Stunden vor seinem Tod auf einem Bahnhof in Turin zeigen soll. Dort, wie auch auf dem Bild in Nimwegen, ist der Tunesier unbegleitet zu sehen.

Derweil soll am Freitag der erschossene Lastwagenfahrer im polnischen Banie bei Stettin beerdigt werden. Der 37-jährige Lukasz U. sollte für seine Spedition Baustahl aus Italien in Berlin abladen.

Konrad Litschko