: Mehr Prügel an den Schulen – und zwar für Lehrer
Schule Eine Umfrage dokumentiert erstmals das Ausmaß der Gewalt. Lehrerverbände besorgt
Hochgerechnet schätzt der VBE die Zahl der angegriffenen Lehrer bundesweit auf 45.000. Psychische Gewalt wie Bedrohungen, Beleidigungen, Beschimpfungen oder Mobbing hat bereits jede vierte befragte Lehrkraft erlitten. „Wir waren überrascht über die Größenordnung“, sagt der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. An jeder zweiten Schule dürften damit schon einmal Schüler gegen Lehrer Gewalt angewendet haben. Nur die spektakulärsten Fälle scheinen öffentlich zu werden. Für Aufsehen hatte etwa ein Fall in Niedersachsen gesorgt, in dem ein 14-jähriger Gymnasiast einen Lehrer bei einer Klassenfahrt mit einem Schnürsenkel gewürgt haben soll. Der Lehrer hatte ihm das Handy abgenommen. Der Fall landete im Frühjahr vor Gericht.
Beckmann zählt anonym gebliebene Fälle auf – und da werden nicht nur Schüler, sondern auch Eltern verbal gewalttätig: Eine junge Lehrerin sei in der Klassen-WhatsApp von den Eltern als „Schlampe“ oder „Hure“ diffamiert worden. Die Schulaufsicht sei mit Verweis auf Wahrung des Schulfriedens nicht eingeschritten.
Die Gründe für die zunehmende Gewalt liegen nach Einschätzung Beckmanns in der allgemeinen Verrohung der Gesellschaft. Autoritäten würden nicht mehr anerkannt. „Respekt vor dem anderen gibt es nicht.“ Trotz der vielen Gewaltfälle kommen nur die wenigsten Fälle zur Anzeige – weil die Schüler noch nicht strafmündig sind. Zwar bekämen die betroffenen Lehrer in der Regel Rückendeckung vom Kollegium und ihrer Schulleitung, doch die übergeordneten Schulbehörden ließen sie im Stich, sagt Beckmann. Die meisten Lehrer wünschten sich auch eine Kooperation mit der Polizei.
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