: Ein Schneekönig und seine Südwest-Grünen
GrüneIn Schwäbisch Gmünd trifft Winfried Kretschmann den richtigen Ton
Ein neuer Wahlspruch prangt von der in Grünen-Grün getauchten Bühne: „Lasst uns zusammen wachsen“. Er ist auch Übersetzung des pragmatischen Umgangs miteinander. Wie erwartet werden die Heidelberger Politikwissenschaftlerin Sandra Detzer neue Landesvorsitzende und die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae sowie Cem Özdemir Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017. Eines der besten Ergebnisse der zweitägigen Versammlung bekommt allerdings der Linke und bekennende Vermögenssteueranhänger Gerhard Schick aus Mannheim. Zugleich darf sich Winfried Kretschmann jeder konkreten Stellungnahme dazu enthalten, woher denn das Geld kommen soll, um gesellschaftspolitisch umzusteuern.
Die Basis lässt ihm das durchgehen, weil er sich – anders als in Münster – nicht exponiert und mit seiner Herangehensweise an den Kampf gegen rechts den richtigen Ton trifft. Für die 85 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg, die die Rechtspopulisten nicht gewählt hätten, gelte: „Wir haben aus unserer Geschichte gelernt“. Der Applaus ist riesig.
Kretschmann drängt zudem auf eine Schärfung des ökologischen Markenkerns. Der Zeitpunkt war nicht schlecht gewählt: Die Bundesregierung schloss sich zum Ende der Weltklimakonferenz in Marrakesch jener Initiative an, die er selbst 2015 gestartet hatte und die die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzen soll. 165 Regionen auf allen fünf Kontinenten haben das Abkommen unterzeichnet. Er freue sich „wie ein Schneekönig“. Das konnte auch so bleiben, weil eine Ceta-Debatte an der Beschlussfähigkeit des Parteitags scheiterte. „Aber dem Winfried“, so ein Ceta-Gegner, sei bekannt, dass ein großer Teil des Landesverbandes nicht hinter seinem konditionierten „Ja“ zum Abkommen stehe: Die Auseinandersetzung sei „nur aufgeschoben und nicht aufgehoben“.
Johanna Henkel-Waidhofer
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