: Keep on rockin'in the free world!
„Können wir morgen kommen?“– „Habt ihr noch das Zimmer frei?“ – „Welche Papiere brauchen wir?“ Wer am Mittwochmorgen mit Freunden und Bekannten in den USA sprach, bekam oft Fragen wie diese zu hören – und selten waren sie allein ironisch gemeint.
Der letztlich doch überraschende Wahlsieg von Donald Trump in den Vereinigten Staaten bringt eine bestimmte Gruppe Menschen dazu, ernsthaft über Emigration nachzudenken. Weg aus den USA, eigentlich dem Einwanderungsland schlechthin. Weil sie nicht mehr in einem Land leben wollen, in dem Rassismus, Sexismus, Chauvinismus allein durch die Person des Präsidenten legitimiert sind. Und weil sie für die kommenden Jahre Schlimmes befürchten.
Berlin gilt da für viele als gute Adresse. Die Stadt hat international einen Ruf als liberale Metropole, die neben vielen Kriegsflüchtlingen aus den Krisenregionen dieser Welt auch zahlreiche Menschen aus dem – politisch gesehen – Westen angezogen hat: aus Spanien und Skandinavien, aus Israel und eben den USA.
Laut dem Statistischen Landesamt lebten Ende Juni knapp 20.500 US-Amerikaner in Berlin. Tendenz: stark steigend. 2015 zogen gut 3.400 amerikanische Staatsbürger in die deutsche Hauptstadt und lediglich 2.300 weg. Sehr wahrscheinlich, dass diese Zahlen in den kommenden Wochen und Monaten noch mal deutlich anziehen. In den Wochen nach dem Brexit Mitte Juni – also der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen – war die Zahl der Einbürgerungsanträge von Briten bei den Berliner Behörden deutlich gestiegen. Grund waren natürlich wirtschaftliche Gründe, also der dauerhaft gesicherte Zugang zum europäischen Binnenmarkt, aber auch der Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit, als den viele die Brexit-Entscheidung sahen.
Und: Es ist für US-Amerikaner zumindest formal ziemlich einfach, sich in Berlin dauerhaft niederzulassen. Laut dem Auswärtigen Amt dürfen sie nach Deutschland visafrei einreisen und nach Einreise bei der lokalen Ausländerbehörde auch Aufenthaltsgenehmigungen für Langzeitaufenthalte beantragen. Mit anderen Worten: Visa sind auch bei Langzeitaufenthalten nicht erforderlich. Na dann: Willkommen in Berlin!Bert Schulz
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