: In Mossul sind die meisten Geschäfte zu
IRAKAuf ihrem Vormarsch beginnt die Armee mit der Rückeroberung einer christlichen Stadt
Hunderte Christen, die einst aus Karakosch geflohen waren, feierten den Einsatz in einer Kirche in der kurdischen Stadt Erbil. In Karakosch lebten etwa 50.000 Christen, bevor der IS die Stadt im Sommer 2014 überrannte. Praktisch alle Zivilisten ergriffen die Flucht, während Dschihadisten in der Stadt die Kontrolle übernahmen. Sie besetzten Kirchen, nahmen Kreuze ab und verbrannten heilige Schriften.
Die irakische Armee hatte in der Nacht zum Montag zusammen mit kurdischen Einheiten und schiitischen Milizen ihre seit Langem geplante Großoffensive zur Rückeroberung von Mossul gestartet. Es wird damit gerechnet, dass die Streitkräfte die Stadt erst einkesseln und dann angreifen. Bis zu einer Million Menschen könnte sich wegen der Kämpfe auf die Flucht begeben; die UNO fürchtet eine humanitäre Katastrophe.
Auf dem Weg in die zweitgrößte Stadt des Landes nahmen die Streitkräfte bereits mehrere Ortschaften unter der Herrschaft des IS ein. In einer Ortschaft im Bezirk al-Schura näherten sich verängstigte Familien vorsichtig den Sicherheitskräften, einige schwenkten weiße Fahnen. Die meisten Männer trugen lange Bärte, wohl weil der IS ihnen verboten hatte, sich zu rasieren.
Ein Dorfbewohner, Abu Abdallah, bat einen Polizisten um eine Zigarette – auch das war unter den Extremisten untersagt. In dem Dorf wurden die Männer zudem gesondert untersucht. „Wir überprüfen ihre Profile und vergleichen sie mit Informationen, die wir von örtlichen Vertretern haben“, sagte ein Polizeibeamter. „Wir versuchen, IS-Mitglieder zu finden.“
Aus Mossul selbst berichteten Bewohner, dass etliche Straßen nachts gesperrt und tagsüber halbleer waren. „Die meisten Geschäfte sind zu“, sagte ein Bewohner namens Abu Imad, „nur kleine Händler öffnen ein paar Stunden am Tag“. Die Preise stiegen demnach seit Beginn der Offensive drastisch an, auf dem Schwarzmarkt schnellte der Wechselkurs der irakischen Währung in die Höhe.
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