Alexander Bühler über den Krieg im Jemen: Zertrümmert und vergessen
Ein kurzer Waffenstillstand, ein paar Stunden Pause von der Bombardierung. Einmal Jemen, einmal das syrische Aleppo. Zwei Konflikte, die die arabische Welt erschüttern und sich längst zu einem Flächenbrand ausgeweitet haben. Nur: Aus dem Jemen hört man (fast) nichts. Zuletzt jene Nachricht von der Bombardierung einer Trauerfeier durch die Saudis, bei der 140 Menschen starben. Oder man liest etwas über die schiitischen Huthi-Rebellen, über eine von den Saudis angeführte Militärkoalition, der neben den USA auch Staaten wie der Sudan angehören.
Doch der Jemen ist nicht Syrien. Hier geht es nicht um Staatsterror gegen Zivilisten, um anfänglich demokratisch orientierte Rebellen oder IS-Sadisten. Hier geht es um eins der ärmsten Länder der Welt, das sich erst 1990 wieder vereinigte, im arabischen Frühling den langjährigen Diktator ins Exil zwang – und nun vom Nachbarland in die Steinzeit gebombt wird.
Im Gegensatz zu Syrien, das wenigstens über grobe Strukturen verfügt, ist Jemen atomisiert; weil der Staat noch nie funktioniert hat, reichen die Loyalitäten nicht über die Clanzugehörigkeit hinaus. Schon vor dem derzeitigen Krieg ist Jemen ein bettelarmes Land mit mehr Problemen als befestigten Straßen gewesen. Von dessen Elend wir nichts mitbekommen, weil keiner flüchten kann. Denn Saudi-Arabien ist der direkte Nachbar Jemens. Es hat die Grenzen dicht gemacht und bombardiert, damit die Schiiten im eigenen Land nicht aufbegehren, während der Erzfeind Iran den Konflikt mit Waffenlieferungen anfacht. Der IS und al-Qaida wiederum massakrieren, wen sie können, und werden dafür von den USA und Großbritannien angegriffen.
Beide Länder, Syrien wie der Jemen, sind vom Krieg zertrümmert, weil die USA keine Führungsrolle in der Region mehr übernehmen wollen. Ein Machtvakuum, das Saudi-Arabien und Iran ausfüllen und dabei über Leichen gehen. Der Frieden wird so immer mehr zu einer Utopie.
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