: „Wir verstehen uns als Familienevent“
MesseBei der German Comic Con darf man sich auch mit Freddy Krueger gruseln. Convention-Macher Markus Borchert erklärt die Spielregeln und weiß, dass es da im Vergleich zu den USA noch viel Luft nach oben gibt
Interview Andreas Hartmann
taz: Herr Borchert, in den USA sind Comic Conventions längst eine riesige Sache. Eigentlich kaum zu glauben, dass die jetzt erst auch nach Deutschland kommen. Sie veranstalten nun die erste Comic Con in Berlin.
Markus Borchert: Conventions gibt es schon länger in Deutschland. Aber bislang eher solche, auf denen nur ein Thema abgedeckt wird, etwa die „Walking Dead“-Convention oder eine Horror-Convention, bei der es dann eben um das Thema Horror geht. Aber so etwas, wo mehrere Bereiche abgedeckt werden, von Comic über Schauspielerei bis zum Cosplay, das gab es noch nicht. Da sind wir die Ersten.
Auf amerikanischen Comic Cons geht es stark um den Kontakt zwischen Stars und Fans. Auch in Berlin wird man von Christopher Lambert über Christopher Lloyd, der den Professor in „Zurück in die Zukunft“ spielte, bis zu einer Darstellerin aus „Game of Thrones“ allerlei Prominente treffen können.
Man kann schon sagen, dass wir dieses Konzept der Fanveranstaltungen eins zu eins von den Comic Cons übernommen haben, wie sie in den USA üblich sind. Allerdings muss man fairerweise dazusagen, dass Comic Cons in New York oder San Diego eine ganz andere Dimension haben. Die haben 130.000 Besucher an einem Wochenende, und außerdem sind dort die großen Produktionsfirmen vor Ort, die auf den Conventions die Premieren etwa zu Serien wie „Walking Dead“ oder „Supernatural“ feiern. In San Diego kriegt man dann die Autogramme kostenlos, weil die Stars dort Promotiontermine haben. Da bekommen dann von den 130.000 Besuchern etwa hundert die Chance, sich in der Schlange für die Autogramme einzureihen, und das haben wir hier natürlich nicht.
Sondern?
Das System bei uns ist, dass man die Stars einlädt, die bekommen dann eine Gage dafür, dass sie für Autogramme und Fotoshootings zur Verfügung stehen, und man muss als Fan für diese Autogramme und Fotoshootings auch bezahlen. Aber das ist inzwischen üblich so. In den USA gibt es mittlerweile an jedem Wochenende gleich mehrere Comic Cons in verschiedenen Bundesstaaten, und die haben nicht die Dimension von denen in New York oder San Diego. Und da ist das mit den Autogrammstunden inzwischen ein ganz eigenes Geschäftsmodell. Das ist einfach ein Zusatzverdienst für Schauspieler.
34, ist gebürtiger Mönchengladbacher, gelernter Postbote, hat Jura studiert und ist der Geschäftsführer der German Comic Con in Berlin.
Die Stars sagen sich: Mein Autogramm bringt bei Ebay 100 Euro, warum soll ich also für dieses nicht 50 Euro vom Fan verlangen?
So ist es. Und die Wertigkeit eines Autogramms wird natürlich durch die Nachfrage bestimmt.
In der Nerd-Sitcom „The Big Bang Theory“ bekommt man Comic Cons als Jungs-Veranstaltungen gezeigt, bei der Mädchen eher die Ausnahme sind. Wird das hier auch so sein?
Also wir verstehen uns eher als Familienevent. Kinder bis 12 Jahre haben in Begleitung eines Erziehungsberechtigten freien Eintritt. Die Nerds haben wir aber natürlich auch. Wobei ich mit dem Begriff Nerd inzwischen so meine Probleme habe. Unter einem Nerd hat man ja mal einen Außenseiter verstanden, das ist aber heute nicht mehr so. Inzwischen beschäftigen sich so viele mit dem, mit dem sich Nerds befassen, dass man da nicht mehr von Außenseitertum sprechen kann. Auch Cosplay, dieser aus Japan stammende Trend, sich wie Figuren aus Mangas oder Animes zu kleiden, war mal eine Außenseiterbewegung, inzwischen gibt es dafür einen ganz eigenen, riesigen Markt, der Materialien und Zubehör liefert, mit dem man sich beispielsweise Rüstungen nachbauen kann.
Sorgt auch der Cosplay-Boom dafür, dass auf so einer Convention mittlerweile mehr Frauen auftauchen?
Bei der German Comic Con, die an diesem Wochenende in der Messe Berlin stattfindet, dreht sich alles um popkulturelle Themen von Comics über Fantasy-Serien bis hin zu Computerspielen.
Weil bei der Convention ein Schwerpunkt auch Cosplay (der aus Japan stammende Verkleidungstrend) ist, sind reichlich kostümierte Messebesucher zu erwarten, die eine Manga- oder sonstige Comic-Figur nachstellen. Es gibt auch einen Cosplay-Wettbewerb. Stargäste kommen vor allen aus den Bereichen Comic und Film und Fernsehen.
Am Samstag ist die Convention von 9 bis 18 Uhr, am Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Tickets gibt es ab 20 Euro.
Klar ist das Interesse für Cosplay bei Frauen ausgeprägter. Aber gerade aus der Gamer-Szene kommen inzwischen auch viele männliche Cosplayer, die dann so richtig in Gruppen mit Waffen oder so etwas rumlaufen.
Und es gibt wirklich Leute, die sagen, ich möchte mal den Typen kennenlernen, der früher das Pfannkuchengesicht Freddy Krueger war, und das ist mir 30 Euro wert?
Ja, Freddy Krueger ist einfach Kult. Freddy Krueger war schon mehrmals in Deutschland, ist aber immer noch einer der beliebtesten Figuren, die man auf einer Convention buchen kann. Er hat übrigens auch seine Scherenhand mit dabei.
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