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Mönchspatriarch im Kampf der Farben

MACHTKAMPF Die Nominierung des neuen Obersten Mönchspatriarchen in Thailand und die Taktik der Diskreditierung mithilfe eines Skandals

Von Kaona Pongipat

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Thailands Politik in heftigen Turbulenzen, die im Grunde ein Kampf zwischen Rot- und Gelbhemden sind. Vereinfacht gesagt, gelten die Rothemden als prodemokratisch und als Unterstützer des 2006 vom Militär weggeputschten Premierministers Thaksin Shinawatra, die Gelbhemden als Repräsentanten der royalistischen Elite und Mittelschicht. Die Schlacht der Ideologien prägt längst nicht mehr nur die Politik, sondern auch die meisten Aspekte der thailändischen Gesellschaft.

Der thailändische Theravada-Buddhismus bildet da keine Ausnahme. So zeigt der Konflikt über die Nominierung des neuen Obersten Mönchspatriarchen in Thailand nach dem Tod des 19. Mönchspartriarchen Somdet Phra Nyanasamvara im Jahr 2013, dass der Staat mit dem religiösen Sektor inzwischen so eng verwoben ist wie nie zuvor.

Der 90-jährige Somdet Phra Maha Ratchamangalacharn, bekannter als Somdet Chuang und als Abt des Wat Pak Nam Phasi Charoen in Bangkok, war vom Obersten Sangha-Rat, dem Verwaltungsgremium der thailändischen Buddhisten, als Oberster Mönchspatriarch nominiert worden, weil er der Älteste in der thailändischen Mönchhierarchie war. Aber offiziell wird er vom König nominiert auf Vorschlag des Premierministers. Und genau hier ist es jetzt zum Stillstand gekommen.

Denn Somdet Chuang war bekannt dafür, ein Unterstützer des umstrittenen Dhammakaya-Tempels an Bangkoks nördlichem Stadtrand zu sein. Denn er war der Lehrer des Dhammakaya-Abts Phra Dhammajayo. Diesem wird inzwischen Geldwäsche und Unterschlagung vorgeworfen. Und was wohl entscheidender ist: Dem Abt werden enge Beziehungen zum politischen Netzwerk von Thaksin Shinawatra nachgesagt.

Juntachef und Premierminister Prayut Chan-ocha besteht jetzt darauf, sich bei der Nominierung des Obersten Mönchspartriarchen Zeit zu lassen. Daraufhin haben 1.200 Mönche und ihre Unterstützer die Regierung aufgefordert, die Nominierung so schnell wie möglich abzuschließen. Die Kontroverse erinnert viele an die auf den Straßen ausgetragenen Konflikte zwischen Gelb- und Rothemden, die das Land in den letzten Dekaden geplagt haben. Seine Gegner haben Somdet Chuan inzwischen mit einem Steuerhinterziehungsskandal in Verbindung gebracht. Dies zeigt, dass jetzt ein Machtkampf im Gange ist, bei dem die Taktik der Diskreditierung angewendet wird.

Ein Teil des Widerstandes der Regierung gegen die Nominierung ist auf Somdet Chuangs Verbindung zum Dhammakaya-Tempel zurückzuführen. Dessen Lehre wird als Kult gesehen, der dazu dient, eigenen Wohlstand zu mehren. Doch Kritiker verweisen darauf, dass die Blockade der Nominierung durch die Junta auch genau ihrer Vorgehensweise seit ihrem Putsch von 2014 entspricht: jeglichen Einfluss in der Gesellschaft zu beseitigen, den das politische Lager von Thaksin Shinawatra noch hat.

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