: Die Schulden der KTG Agrar
Firmen-Abwicklung
Viel Geld werden sie nicht sehen, die Gläubiger des größten deutschen Ackerbaukonzerns KTG Agrar – das hat der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus gleich nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens deutlich gemacht. Am Donnerstag versammeln sich Gläubiger im Hamburger Kongresszentrum, um sich einen Überblick über die finanzielle Lage zu verschaffen und um zu beschließen, wie weiter verfahren werden soll. Auch eine „Anhörung über eine Verfahrenseinstellung mangels Masse“ liegt im Bereich des Möglichen.
KTG Agrar war der deutsche Landgrabbing-Konzern: In Ostdeutschland, Litauen und Rumänien hat er sich 45.000 Hektar als Pacht- und eigene Flächen unter den Nagel gerissen. Die Idee des Gründers Anton Hofreiter war es einerseits, die Landwirtschaft, nicht zuletzt im Biosegment, durch große Produktionsmengen richtig profitabel zu machen und auch dadurch, dass er die gesamte Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Teller in seine Hand brachte.
Die 1994 gegründete Firma expandierte rasch und ging 2007 an die Börse. Wie sich aber herausstellen sollte, verdiente sie nicht genug, um die hohen Zinsen für das Geld der Anleger zu erwirtschaften – und auch nicht für Hofreiters verschwenderischen Management-Stil. Hofreiter leistete sich einen Hubschrauber, schickte seine Mitarbeiter zu Fortbildungen in Luxushotels und versah sie mit Gehältern „auf phantastischem Niveau“, so der Insolvenzverwalter.
Am Ende war der Konzern mit 394 Millionen Euro überschuldet. Alarm geschlagen hatten weder die Analysten oder die Banken noch die Wirtschaftsprüfer oder die Finanzpresse und auch nicht der Aufsichtsrat – wobei dem dreiköpfigen Gremium auch Hofreiters damalige Lebensgefährtin Beatrice Ams angehörte. Auch die Anleihegläubiger kauften Hofreiters Erfolgsstory mit dem Blick auf zum Teil mehr als sieben Prozent Zinsen. Insgesamt haben sie KTG Agrar 342 Millionen Euro geliehen.
Mittlerweile ist der Kern des Geschäfts, die landwirtschaftlichen Aktivitäten mit Ausnahme zweier Standorte, an die Bremer Gustav-Zech-Stiftung verkauft worden. Die Stiftung übernahm auch knapp mehr als die Hälfte der Tochterfirma KTG Energie, die Biogasanlagen betreibt und kürzlich ebenfalls ein Insolvenzverfahren beantragt hat. Ob der Verkauf den Gläubigern viel bringt, bleibt fraglich. Knö
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