: Ein Joint für ein etwas erträglicheres Leben
Gesundheitspolitik Schwerkranker MS-Patient darf jetzt Cannabis im Badezimmer anbauen
Das Bundesinstitut hatte den Eigenanbau zuvor stets abgelehnt. Zwar gibt es in Deutschland mehr als 900 Patienten, die Cannabis als Medikament verwenden dürfen. Sie müssen es aber bisher in der Apotheke kaufen und die Kosten selber tragen. Für das Gramm fallen in der Apotheke rund 15 Euro an.
Der Mannheimer hatte durch mehrere Instanzen geklagt und argumentiert, dass er jährlich rund 1.500 Euro für sein Cannabis ausgeben müsse. Das könne er sich nicht leisten. Im Frühjahr hatte das Bundesverwaltungsgericht die Behörde verpflichtet, „dem Kläger zu erlauben, Cannabis anzubauen, zu ernten und zum medizinischen Zweck seiner Behandlung zu verwenden“. Cannabis helfe dem Mann, der unter anderem an spastischen Lähmungen, Sprachstörungen und depressiven Störungen leidet. Dieses Urteil setzt die Behörde nun um.
„Das ist eine Klatsche für die Politik, die es bisher nicht geschafft hat, ein erstes Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes aus dem Jahr 2005 korrekt umzusetzen“, sagte ein Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin. Mit der Entscheidung hätten erstmals gesundheitspolitische Erwägungen Vorrang vor einer grundsätzlichen Ablehnung der Selbstversorgung bekommen.
Die Bundesregierung hat im Frühsommer einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach dem Medizinalhanf in bestimmten Fällen verschreibungs- und erstattungsfähig werden soll. Sollten die Kosten künftig von den Krankenkassen übernommen werden, erlischt die zunächst bis Sommer 2017 erteilte Ausnahmeerlaubnis für den MS-Patienten. Bis dahin darf er bis zu 20 Hanfpflanzen gleichzeitig in seinem Badezimmer züchten.
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