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Neuer Trainer, alte Taktik – und erfolgreich

FußballUnion schlägt St. Pauli zu Hause mit 2:0. Trainer Jens Keller ist trotzdem ziemlich genervt

Jens Keller, Trainer des Fußballzweitligisten Union Berlin, wirkte trotz des 2:0-Heimsiegs seiner Elf gegen St. Pauli genervt. Zum Beispiel über die eine oder andere Frage auf der Pressekonferenz nach dem Duell. So wollten einige Journalisten unbedingt herausfinden, ob Keller mit so einem tollen Saisonstart gerechnet habe. „Klar“, brummte er ironisch ins Mikrofon und schob dann einige wohlklingendere Sätze nach: „Das ist eine schöne Momentaufnahme. Wir müssen weiter hart arbeiten.“ Was Trainer so von sich geben, wenn sie nach sieben Spielen stolze 14 Punkte aufweisen können.

Union steht damit auf dem zweiten Platz der Liga. Der würde nach 34 Spieltagen zum Aufstieg berechtigen. Doch so wie Kellers Miene nach dem Spiel aussah, hätte man vermuten können, die Köpenicker steckten tief im Abstiegskampf.

Spielstil kaum verändert

Zugegeben, ein echter Aufstiegs­aspirant tritt anders auf. Auch unter Keller hat sich der Spielstil im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert, ebenso wenig die Taktik. Die besteht darin, den Gegner so einzukreisen, dass dieser Fehler macht. St. Pauli entpuppte sich in dieser Hinsicht als sehr kompatibel. Beim 1:0 verlor Maurice Litka den Ball, woraufhin Unions Redondo den startenden Hosiner einsetzte. Der schob den Ball frei vor Pauli-Torwart Robin Himmelmann ins Netz (12. Minute).

Kurz vor der Pause trieben es die Gäste noch wilder. Erst vertändelte Avevor den Ball im Mittelfeld, dann unterlief Kapitän Sobiech dasselbe Malheur im Strafraum. Nun durfte Redondo treffen, wieder völlig frei vor Himmelmann agierend (42.). Die Hamburger, in der letzten Saison ein Spitzenteam, präsentierten sich bei den Gegentoren nicht zweitligatauglich.

Spätestens nach Hälfte eins dürfte Gästetrainer Ewald Lienen klar gewesen sein, dass sein Team in der Wuhlheide leer ausgehen würde. Da half es auch nicht, dass St. Pauli in Durchgang zwei mehr Eckbälle und Ballbesitz verbuchte als Union. Die Hausherren sind sich nie zu schade dafür, vor eigenem Publikum einen strammen Defensivriegel aufzubauen und auf Konter zu setzen. Diese Strategie verspricht maximalen Erfolg.

Die Aussage von Lienen – „in Hälfte eins machen wir zwei Riesenfehler. Hälfte zwei haben wir dominiert“ – missfiel Keller deshalb. Er reklamierte. „Wir haben aber Hälfte eins dominiert.“ Und zu Paulis Fehlerquote meinte er: „Wenn wir nicht da sind, bringt’s nix.“

Keller hat recht. Ob diese Taktik auch bis zum Schluss der Saison für eine Top­platzierung reicht, ist eine andere Frage. Derzeit fährt Union mit neuem Trainer und alter Strategie ziemlich gut. David Joram

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