: Operation gelungen, Patient geschmolzen
WELT Die UNO feiert den Klimavertrag, die EU will sich nun damit beeilen. Aber das Arktiseis schrumpft
Was den Klimaschutz auf dem Papier angeht, herrscht bei Diplomaten in New York dagegen Optimismus. Die UNO erwartet, dass bei der Versammlung etwa weitere 20 Staaten das Pariser Abkommen zum Klimaschutz ratifizieren, erklärte Selwin Hart, Klimaberater des UN-Generalsekretärs. „Wir sehen viele Länder, die sich rasend schnell auf das Ziel zubewegen“, sagte er. Es gebe „unglaubliche Fortschritt, normalerweise braucht das Jahre und Jahrzehnte“. Das Abkommen tritt in Kraft, wenn 55 Länder mit 55 Prozent der Emissionen ratifizieren. Bisher haben das 27 Staaten mit 40 Prozent der Klimagase getan, unter ihnen die USA und China. Nun heißt es, Mexiko und Brasilien seien die nächsten Kandidaten.
Auch die EU will sich offenbar schneller bewegen als bislang gedacht. Auf dem EU-Gipfel in Bratislava am vergangenen Freitag verabredeten die Regierungschefs, dass Europa sich die Blamage einer langsamen Ratifizierung möglichst ersparen wolle. Am 30. September soll es deshalb nach Informationen aus der Bundesregierung einen Sondergipfel der EU-Umweltminister in Brüssel geben, wo nur dieses Thema behandelt wird. Wenn die EU Problemländer wie Polen überzeugt, könnte das Pariser Abkommen im November bei der UN-Klimakonferenz in Marrakesch in Kraft treten. Deutschland will noch in dieser Woche die Ratifizierung beschließen. Bundestag und Bundesrat sollen den Vertrag absegnen.
Widerstand gibt es allerdings da, wo die Klimapläne konkret werden. So protestieren Industrie- und Bauernverbände in einem Schreiben gegen den „Klimaschutzplan 2050“, den das Umweltministerium derzeit mit den anderen Ressorts abstimmt. Klimaschutz dürfe nicht „allein in einem Ministerium koordiniert werden“, heißt es in dem Schreiben. Klimaschutz „als absolut gesetztes Ziel und als einziger Modernisierungsmotor für Wirtschaft und Gesellschaft“ sei für andere Länder „nicht anschlussfähig“. Die Klimaschutzmaßnahmen bräuchten ein „Preisschild“, damit eine Abwägung zwischen Kosten und Nutzen möglich sei, hieß es.Bernhard Pötter
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