: Selbstzensur
TV Ärger um südafrikani-schen Sender, der keine Unruhen zeigen will
Der südafrikanische Fernsehsender SABC (South African Broadcasting Corporations) wird immer mehr zum staatlichen Propaganda-Organ des Landes. Nach dem Verbot, den Zuschauern die gewaltsamen Proteste gegen die Regierung zu zeigen, sind diese Woche acht Journalisten entlassen worden. Sie hatten sich gegen die zunehmende Selbstzensur bei dem staatlichen Sender ausgesprochen.
Nun befasst sich das Arbeitsgericht mit den Kündigungen der preisgekrönten Journalisten, die kürzlich mit dem Nat- Nakasa-Preis für furchtlosen Journalismus ausgezeichnet wurden. Allerdings muss der Sender laut Gerichtsurteil auch seinen Entschluss zurücknehmen. Die Helen-Suzman-Stiftung hatte erfolgreich gegen SABC geklagt, um die Zensur von Filmmaterial zu stoppen. Der leitende SABC-Geschäftsführer, Hlaudi Motsoeneng, hatte zuvor durchgesetzt, das keine Aufnahmen gezeigt werden, bei denen ärgerliche Bewohner in ihren Gemeinden randalieren oder Schulen und Geschäfte in Brand stecken. Bei Protesten wegen der schlechten Versorgung in Kommunen kommt es häufig zu gewaltsamen Ausschreitungen.
Schon vergangene Woche hatte die unabhängige Kommunikationsbehörde des Landes den Sender dazu verdonnert, die Zensur im Namen der Pressefreiheit zurückzunehmen. Woraufhin Motsoeneng verkündete, niemand könne dem SABC sagen, wie dort gearbeitet werden soll. Jetzt entschied das oberste Gericht in Pretoria gegen den Sender.
Die acht Journalisten waren von Motsoeneng gefeuert worden, nachdem sie sich in Interviews und auch schriftlich gegenüber dem Sender wegen Einschränkung der Pressefreiheit gewehrt hatten. Einer von ihnen berichtete, Motsoeneng habe in einem Workshop zur Berichterstattung vor den Kommunalwahlen im August Journalisten des Senders praktisch befohlen, Präsident Jacob Zuma nicht zu kritisieren.
Martina Schwikowski
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen