Polizei klagt über Bündnis gegen rechts: Gewalt und Hass in Göttingen
Unverhältnismäßiger Einsatz der Polizei oder menschenfeindlicher Hass der Gegendemonstranten? In Göttingen prallen Welten aufeinander.
Hinter dem Einsatz vermutet Lothar Hanisch, örtlicher DGB-Vorsitzender und Sprecher des Bündnisses gegen rechts, „Absicht, um die Gewalt während der Kundgebung mit diesem Vorgehen eskalieren zu lassen“. Die Sondereinheiten waren mehrfach in die Kundgebung gegen den extrem rechten „Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen“ eingedrungen – zunächst zur Überprüfung potenzieller Gemüsedepots zum Werfen, wie Hanisch nach einem Gespräch mit der Polizeiführung sagte.
In der angesichts einer Serie extrem rechter Kundgebungen aufgeheizten Stimmung in Göttingen kritisierte der Polizeiinspektionsleiter, dass den Beamten ihre Amtsausübung als Provokation auslegt werde: Er sei „sprachlos“ angesichts des „Hasses“ und der „menschenfeindlichen Anfeindungen“, die den Beamten schon vor Kundgebungsbeginn entgegengeschlagen seien, schrieb Thomas Rath in einem vielzitierten offenen Brief.
Dass sich die Gegendemonstranten zunächst nicht an alle Regeln gehalten haben, gibt auch Hanisch zu: „Aber man hat es friedlich gemacht.“ Die BFE seien später hingegen sehr „rüde“ vorgegangen, hätten „Leute so richtig aus dem Weg geschleudert, Männer, Frauen, Familienvater mit Kind“, schildert er. Infolge dessen kam es zu Rangeleien, wobei sechs Angehörige der BFE und mehrere Demonstranten verletzt wurden.
Die diversen lokalen Bündnisse gegen rechts sprechen von einem „unverhältnismäßigen Gewalteinsatz“ und fordern ein Ende der BFE-Einsätze in Göttingen. Nicht zum ersten Mal: Nach einer eskalierten Abschiebung vor zwei Jahren hatten zahlreiche Gruppen die Auflösung der hier stationierten Einheit gefordert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!