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„Sehr unsteter Gedankenfluss“

MORD Über die Motive des Münchener Attentäters wird weiter gerätselt. Bekannte schildern ihn als rechtsextrem, sein „Manifest“ dreht sich nur um Schulisches

Das „Warum?“ – es ist nach der Münchner Gewalttat weiter ungeklärt Foto: Arnd Wiegmann/reuters

Aus München Patrick Guyton

Wer war der 18-Jährige, der in München neun Menschen niederschoss? Nur eines ist klar: Ein islamistischer Selbstmordattentäter war er nicht. Vielmehr ergibt sich bislang das Bild eines psychisch wohl schwer angeschlagenen Menschen mit einer rassistischen Gesinnung.

Den Behörden liegt ein zweiseitiges Papier vor, das Medien als „Manifest“ bezeichneten. „Den Attentäter hat es sehr belastet, dass er die Hürde für die Realschule nicht geschafft hat und deshalb auf die Mittelschule musste“, sagte Florian Weinzierl von der Staatsanwaltschaft München I über den Inhalt der taz. Es kam zu Streit mit Mitschülern und zu Mobbing.

Insgesamt sei das Papier gekennzeichnet von einem „sehr unsteten Gedankenfluss“, so der Sprecher. Ein konkretes Motiv für die Tat werde nicht genannt. Eine rassistische Einstellung lasse sich aber aus „auffälligen Einschätzungen der Nachbarschaft und des sozialen Umfelds“ interpretieren. Er habe „durchaus Wert darauf gelegt, dass er Deutscher ist und sich gegenüber Türken abgrenzt“.

Auf einem Video, das den 18-Jährigen nach der Tat auf dem Dach eines Parkdecks zeigt, ruft er „Scheißtürken“. Weiter sagt er, dass er Deutscher sei. Auffällig ist, dass alle neun Ermordeten Migranten sind, acht von ihnen sehr jung, zwischen 14 und 21 Jahre alt. Ein Zufall oder hat sich der Täter nur Opfer gesucht, deren migrantische Herkunft man erkennen konnte?

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bestätigte, dass der 18-Jährige den rechtsextremen norwegischen Attentäter Anders Breivik bewunderte. Dieser hatte vor fünf Jahren 77 Menschen erschossen, die meisten waren Jugendliche eines Zeltlagers der sozialdemokratischen Jugend. Auf den Tag genau fünf Jahre später, am 22. Juli, beging der Münchner seinen Amoklauf.

Herrmann sagte weiter, dass Sympathien für Rechtsextremismus auch darin zu erkennen sind, dass der Täter seinen Geburtstag als „positives Schicksal“ ansah. Es handelt sich um den 20. April – was ebenfalls der Geburtstag Adolf Hitlers ist. Zu rechtsextremistischen Gruppierungen habe es aber keine Beziehungen gegeben.

Dafür hatte der Attentäter Kontakt zu einem 15-jährigen aus Gerlingen unweit von Stuttgart. Dieser sitzt nun in Haft. Berichten zufolge soll er einen Amoklauf in seiner Schule vorbereitet und sich später davon distanziert haben.

„Er legte durchaus Wert darauf, dass er Deutscher ist“

Florian Weinzierl, Staatsanwaltschaft

Die Münchner Polizei warnt inzwischen Trittbrettfahrer. Nach der Tat von München seien zehn Amokläufe im Internet angekündigt worden. Das habe strafrechtliche Folgen, auch würden die Kosten für Polizeieinsätze in Rechnung gestellt. „Manch einer wird ein Leben lang abzahlen“, sagt die Polizei.

Die bayerische Regierung will nun mit großer Härte für Sicherheit sorgen und gegen kriminelle Flüchtlinge oder mutmaßliche Amokläufer vorgehen. Herrmann kündigte mehr Polizisten, eine bessere Ausrüstung und den Ausbau der Internetfahndung in speziellen Zentren an. Die Schleierfahndung soll verstärkt werden, für Islamisten sind elektronischen Fußfesseln geplant. Asylverfahren sollen an den EU-Grenzen innerhalb von drei Monaten geführt und abgeschlossen werden. Zudem wird eine Änderung des Grundgesetzes für einen stärkeren Einsatz der Bundeswehr im Inland angestrebt.

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