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Macron lässt marschieren

FrankreichDer Wirtschaftsministerempfiehlt sich als Kandidat für die nächste Präsidentenwahl

PARIS taz | Obwohl der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron nicht klar sagt, ob er im Frühling 2017 bei den Präsidentschaftswahlen antreten will, gleicht er immer mehr einem Kandidaten. Die von ihm im April gegründete politische Bewegung „En marche!“ hat angeblich bereits 50.000 eingeschriebene Mitglieder, die ihn in jedem Fall unterstützen wollen.

Diese Sympathisanten hat der Noch-nicht-Kandidat jetzt in Marsch gesetzt. Das war der Zweck einer Veranstaltung am Dienstagabend mit rund 3.000 ZuhörerInnen in der „Mutua­li­té“, der traditionsreichen Hoch­burg der Pariser Linken. Zu seiner Bewegung und zu seiner politischen Marschrichtung sagt Macron aber gern, sie sei „weder links noch rechts“, sondern „fortschrittlich“. Er verschmäht aber auch das Etikett „liberal“ nicht, das in Frankreich meistens noch als Schimpfwort dient.

Allein das genügte schon einer Handvoll von Gegnern der Arbeitsmarktreform, um vor der „Mutualité“ im Quartier Latin zu demonstrieren. „Bourgeois!“ und „Alle hassen die Bankiers“ riefen sie, es flogen auch ein paar Eier auf das eintreffende Publikum.

Wenn der frühere Banker und heutige Minister Macron heute für einen Teil seiner Landsleute ein Hoffnungsträger geworden ist, bleibt er für andere der Inbegriff der von der Regierung praktizierten „neoliberalen“ Politik auf Kosten der sozialen Errungenschaften. Im Saal war es dagegen eine ausgemachte Sache, dass Macron Frankreichs nächster Präsident werden soll. Während seines langen Monologs waren auch Rufe „Macron Président!“ zu hören.

In der Macron-Ökonomie gibt es ein neues Angebot und offenbar auch eine Nachfrage. Im Saal saßen neben ein paar Prominenten vor allem 30- bis 45-Jährige, die Macrons demonstrativen Optimismus, seinen Glauben an die Stärken eines weltoffenen Frankreichs und Europas teilen.

Vorerst hat der ehrgeizige und 38 Jahre junge Minister vor allem einen neuen Stil im Auftreten gewählt. Er erinnert ein wenig an Steve Jobs, der sein neuestes Apple-Produkt verkauft, wenn er ohne Notizen wie im direkten Gespräch mit seinen Fans spricht.

Auch inhaltlich grenzt sich Macron gern ein wenig wie ein Populist von der bisherigen politischen Elite ab – obschon er doch selber dazugehört. Das ärgert immer mehr auch seinen Rivalen, Premierminister Manuel Valls, und andere Persönlichkeiten der sozialistischen Regierungspartei, der Macron übrigens nicht als Mitglied angehört. Laut jüngsten Umfragen betrachten ihn die Französinnen und Franzosen als aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten der regierenden Linken mit 36 Prozent, vor Valls (26 Prozent) und Präsident François Hollande (14 Prozent).

Rudolf Balmer

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