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Tod auf dem neuen Schlachtfeld für Menschenrechte

Mord Immer mehr Umweltschützer und Indigene werden Opfer skrupelloser Militärs und Killerbanden, beklagt eine neue Studie aus Großbritannien

BERLIN taz | Die Mörder von Berta Caceres kamen am 2. März gegen Mitternacht. Sie drangen in das Haus der prominenten Umweltschützerin im honduranischen La Esperanza ein und erschossen sie mit vier Kugeln. Caceres hatte den Widerstand gegen den Staudamm von Agua Zarca angeführt. Ihr Tod löste weltweit Empörung aus.

Nun hat ein honduranischer Soldat das Militär beschuldigt, Caceres ermordet zu haben – und zwar Einheiten, die vom US-Militär und dem FBI ausgebildet wurden. Gegenüber dem britischen Guardian gab ein 20-jähriger Deserteur an, er habe in der Einheit „Fusina“ gedient, die Todeslisten von Umweltschützern bekommen habe und den Auftrag, diese zu eliminieren. „Ich bin 100-prozentig sicher, dass die Armee Berta Caceres ermordet hat“, sagte der Überläufer.

Der Tod Caceres’ passt in das Bild, das die britische Menschenrechtsorganisation Global Witness in ihrem Bericht zeichnet. „Die Umwelt entwickelt sich zu einem neuen Schlachtfeld für Menschenrechte“, heißt es. „2015 war das schlimmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen für die Tötungen von Menschen, die ihr Land und die Umwelt verteidigen.“ Weltweit zählt der Report „On Dangerous Ground“ 185 Morde in 16 Ländern, eine Zunahme um 59 Prozent gegenüber 2014..

Der Bericht bemüht sich, auch wenig prominenten Todesopfern ein Gesicht zu geben: etwa dem Lehrer Rigoberto Lima Choc in Guatemala, der sich gegen die Vergiftung eines Flusses durch eine Palmölfirma wehrte; dem Aktivisten Saw Johnny in Myanmar, der Opfer von Landraub beriet; dem peruanischen Waldschützer Alfredo Ernesto Vracko Neuenschwander, der gegen illegale Goldschürfer in geschützten Regionen protestierte; oder dem indischen Journalisten Sandeep Kothari, der über die lokale Mafia beim Sandabbau recherchiert hatte.

Besonders gefährlich leben nach diesen Zahlen Umweltschützer in Brasilien (50 Tote), den Philippinen (33) und Kolumbien (26). Auch in Peru, Nicaragua, der Demokratischen Republik Kongo, Guatemala und Honduras wurden Ökoaktivisten häufig zu Opfern. Fast jedes zweite Opfer komme aus indigenen Gemeinschaften.

Die gefährlichste Branche für den Widerstand ist der Bergbau: 42 Menschen wurden im Streit um Schürfrechte ermordet, vor allem in Peru, den Philippinen und Kolumbien. Das industrielle Agrobusiness sei für 20 Morde verantwortlich, vor allem auf den Philippinen und in Brasilien werde der Kampf ums knappe Land oft mit Gewalt durchgesetzt. Jeweils 15 Tote zählten die Aktivisten bei der illegalen Holzindustrie und beim Streit um große Staudamm­projekte.

Der Druck auf indigene Landbesitzer steige, weil Rohstoffe und Böden bei steigender Bevölkerung und im Klimawandel immer wertvoller würden und fallende Rohstoffpreise die Ausweitung der Produktion erforderten, heißt es im Bericht. Viele Regierungen und internationale Finanziers hätten die Sektoren Bergbau, Agrarindustrie, Holz und Wasserkraft als Entwicklungsmodelle für ihre Länder ausgerufen. Daher seien unter den Tätern auch oft Polizisten, Militärs und „Sicherheitsdienste“, die nur selten gerichtlich verfolgt würden. „Starke Anzeichen“ sprächen für die Verwicklung von Regierungen und Firmen in die Ver­brechen. Bernhard Pötter

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