Ein Zlatan aus Rosengård

Schwede Zlatans Haus an Malmös Strand

„Wir brauchen den Philosophen nicht, der Zwerg und ich reichen vollkommen“

Über Guardiola, Messi und den FC Barcelona

Zlatan Ibrahimović spricht das Schwedisch, das auch das Idiom Rosengårds ist: In der schonischen Mundart Malmös klingt ohnehin alles maulig und zerknautscht, aber im Migrantenviertel werden die melodiösen Laute des Schwedischen noch mehr gedehnt und gekaut. Zlatan kann diese Sprache wie eine Sonderausfertigung moderner Gossensprache perfekt – und er soll sie auch gesprochen haben, als er sein Elternhaus am Cronmans Väg 5a verließ.

Er nutzte diese Mundart auch, als er nur wenige Kilometer entfernt an Malmös Ostseestrand sich eine Villa zulegte, damals schon ein schwerreicher Mann, aber in Rosengård. Es ist für schwedische Villenverhältnisse nicht mal grotesk angeberisch gebaut, aber Zlatan, der mehr als eine Legende ist, weil er ­alles schafft, will er es nur, wollte es.

Am Limhamnvägen sollte es stehen, denn von dort sieht man über den Öresund hinweg Kopenhagen, von dort sieht man auf den Strand, eingehegt von hohen Büscheln Wilder Rosen. Zlatan hat dieses Haus nach bestem Geschmackswissen und -gewissen erworben. Ein Aufsteigertraum in pastellbonbonfarbenster Grellheit. Das Pink der steinernen Haut vielleicht ein wenig zu dezent; das Dach verziert mit Zinnen, Erkerchen, außerdem Treppchen im Parterre, der Vorgarten verdorrt – ein Schloss im gehobenen Bausparkassenstyle.

Was scherte es den schwedischen Fußballer, dass die besseren Kreise schockiert waren ob der derben ästhetischen Havarien, die Ibrahimović nicht einmal erkannte. Schweden ist seine Heimat, ihr Motto „lätt och lagom“, sozusagen ein beiges-triebgedämpftes Miteinander. Nix Sache von Zlatan!

Im Haus, in dem sich Zlatan gern fotografieren ließ, findet sich viel Barock, goldener Tand, Interieurs, die die klassengemäße Gier nach Wohlstand dokumentiert. Aus Rosengård kamen manchmal kleine Jungs mit dem Fahrrad angeradelt, um das Haus zu besichtigen. Eine Pilgerstätte? Sie hofften natürlich nicht drauf, dass Zlatan plötzlich heraustritt und beginnt, die Rabatten zu gießen. Denn der Hausherr hat das gar nicht mal so mächtige Anwesen mit dem Swimmingpool vor einigen Jahren verkauft, Zlatan hat Malmö lange hinter sich gelassen. Jan Feddersen