piwik no script img

Wieder ein RAF-Überfall?

Rente Mit der Panzerfaust ins Gewerbegebiet: Trio überfällt Geldtransporter in Niedersachsen

CREMLINGEN dpa | Drei im Untergrund lebende Ex-RAF-Terroristen haben möglicherweise wieder zugeschlagen: Nach einem Überfall Schwerbewaffneter auf einen Geldtransporter im niedersächsischen Kreis Wolfenbüttel prüfen die Ermittler Zusammenhänge mit früheren Raubüberfällen des kriminellen Trios. Die Umstände der Tat und die Abläufe seien ähnlich, die Zahl der Täter stimme überein, sagte am Sonntag der Sprecher der Polizei Wolfenbüttel, Frank Oppermann. Allerdings gebe es noch keine stichhaltigen Beweise.

Bewaffnet mit einer Panzerfaust und einem Automatikgewehr, hatten drei Unbekannte am Samstag den Geldtransporter in Cremlingen bei Braunschweig überfallen. Nach Informationen der Bild soll es sich bei den Tätern um die Ex-RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub (61), Burkhard Garweg (47) und Daniela Klette (57) handeln. Die Höhe der Beute war zunächst unklar.

In die Luft geschossen

Zwei maskierte Täter – eine Frau und ein Mann – hätten den Fahrer in einem Gewerbegebiet mit einer Panzerfaust und einem Automatikgewehr bedroht, berichtete die Polizei. Es sei gegen den Wagen und in die Luft geschossen worden. Zuvor hatten zwei Autos den Transporter eingekeilt, nachdem der Beifahrer ausgestiegen war, um die Tageseinnahmen eines Geschäfts abzuholen. Ein dritter Täter habe in dem Laden Geld gefordert und dort in die Decke geschossen.

Anfang Juni hatten das Landeskriminalamt und die ermittelnde Staatsanwaltschaft Verden mitgeteilt, dass die untergetauchten Staub, Garweg und Klette seit 2011 mindestens acht Raubüberfälle verübt haben sollen, sieben davon in Niedersachsen. Dabei fielen ihnen bis zu 400.000 Euro in die Hände.

Ursprünglich wurden die drei wegen eines Sprengstoffanschlags 1993 auf die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in Hessen gesucht. Dieses Attentat auf die noch nicht eröffnete JVA war der letzte Terroranschlag der RAF vor ihrer Auflösung, der Schaden wurde damals auf rund 100 Millionen Mark geschätzt.

Nachdem die Gesuchten Anfang Juni 2015 einen Geldtransporter in Stuhr bei Bremen überfallen hatten, übernahm die Staatsanwaltschaft Verden die Ermittlungen. Bei diesem Überfall hatte das Trio keine Beute gemacht.

Nicht bekannt ist, ob und wie dicht die seit Monaten tätigen Zielfahnder der niedersächsischen Polizei dem Trio auf den Fersen sind. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) betonte Anfang Juni, mit einem Erfolg sei zu rechnen.

„Nach meiner Einschätzung ist es eine Frage der Zeit, bis sie gefasst werden, denn jetzt zieht sich das Netz wirklich enger zusammen“, sagte der Minister damals der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Fahndung sei nicht einfach, da die drei Täter absolut professionell vorgingen.

Es sei möglich, dass das Trio auf ein Netzwerk von Unterstützern zugreifen könne, sei es aus der Sympathisantenszene oder gegen Geld. Offen sei, ob die drei ohne Papiere oder mit falschen Identitäten lebten. „Beides ist denkbar“, sagte Pistorius. „Das ist reine Spekulation.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen