Anna Böcker über Wiesenhofs Bratwurst-Werbeskandal
: Armes Würstchen

Wurst – schon das Wort klingt irgendwie eklig. Noch ekliger: In einer Wurstwerbung für Deutschlands größten Geflügelproduzenten Wiesenhof sitzt Comedian Atze Schröder im Deutschlandtrikot am Grill. Und betont mit allerlei Pimmel-Witzen, wie lang diese Wurst doch ist: „Danach müssen Gina und Lisa erst mal in die Traumatherapie“. Der Vergewaltigungswitz löste im Internet einen Empörungssturm aus.

Wiesenhof und Schröder haben sich mittlerweile entschuldigt, das Video ist nicht mehr öffentlich zugänglich. Schröder sagt, dass der im März veröffentlichte Werbespot schon vor einem Jahr gedreht worden sei, er „hätte niemals veröffentlicht werden dürfen. Schon gar nicht jetzt, wo er einen Bezug herstellt, der ekelhaft ist und so nie gedacht war“.

War es denn aber jemals anders gemeint? Vor einem Jahr hätten wohl weniger Menschen den Bezug auf Gina-Lisa Lohfink verstanden. Dem Model wird eine Falschverdächtigung wegen Vergewaltigung im Jahr 2012 vorgeworfen. Der Fall wird heute in Berlin verhandelt. Mies war der Witz vorher schon.

Das Wiesenhof-Werbeproblem liegt noch tiefer. Es gibt diverse andere Atze-Schröder-Videos mit demselben Grundprinzip auf dem YouTube-Kanal von Wiesenhof. In einem davon pfeift er, um die Aufmerksamkeit einer Frau auf einer Liege zu bekommen. Dann hält er einen Monolog über Würstchenlängen. Und serviert der Frau ein Würstchen.

Die Mischung aus plumpem Hetero-Macker-Sexismus und der Gleichsetzung von verkokeltem Industriefleisch mit einem Phallus ist verstörend. Welche Zielgruppe will der Wiesenhof-Konzern, dem wegen seiner Tierhaltung ohnehin ein schlechtes Image anhaftet, mit seinen Wurst-Penis-Vergleichen eigentlich erreichen? Im Jahr 2016? Einziger Lichtblick für Feministinnen bleibt das Ende des Spots: Da beißt Schröder selbst ein Stück ab von seinem Würstchen-Schwanz.

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