: Ex-Mongol soll ins Gefängnis
Urteil Ex-Anführer der Hamburger Mongols soll für 2,5 Jahre ins Gefängnis. Er hatte Pistolen und Munition zu Hause – zu der Zeit, als der Streit mit den Hells Angels anfing
von Jean-Philipp Baeck
Am Ende muss Erkan U. die Handschellen nicht mehr anlegen: Der ehemalige Anführer der Mongols in Hamburg kommt vorerst auf freien Fuß. Gleichwohl steht ihm eine Gefängnisstrafe bevor: Das Amtsgericht hat ihn am Dienstag zu 2,5 Jahren Haft verurteilt. Es sah es für erwiesen an, dass Erkan U. unerlaubt Waffen und Munition sowie Kokain in nicht geringer Menge besessen hatte.
Im Machtkampf mit den Hells Angels
„Es ist eine Gefahr für die Allgemeinheit, wenn koksende Rocker mit scharfen Waffen umgehen“, sagte der Vorsitzende Richter Lutz Nothmann. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, U.s Verteidigerin kündigte an, in Berufung zu gehen. Eine Fluchtgefahr aber sah der Richter nicht mehr und setzte deshalb den Haftbefehl gegen Meldeauflage aus.
Bei drei Durchsuchungen hatte die Polizei seit Sommer 2015 drei verschiedene halb-automatische Pistolen, mehrere Hundert Schuss an Munition und einige Gramm Kokain und Marihuana im Penthouse des Ex-Rocker-Bosses gefunden.
Erkan U. war im vergangenen Jahr bei der Polizei besonders auf dem Schirm – und hatte ein gefährliches Leben: Mit seinen Mongols hat er den in Hamburg etablierten Hells Angels Konkurrenz gemacht. Eine Rivalität, die Ende 2015 eskalierte, als auf eine Gruppe von Mongols auf der Reeperbahn geschossen und ein Taxi durchlöchert wurde. Wenige Tage später hatten mehrere Anhänger der Hells Angels zudem einen Mongol in eine Gartenlaube gelockt und schwer misshandelt – eine Tat, die seit voriger Woche vor dem Landgericht verhandelt wird.
Auch Erkan U. wurde angegangen. Im Oktober 2015 explodierte eine Handgranate unter seinem Lamborghini, dann wurde er in seinem Wohnhaus überfallen. Eine „Gefährdungssituation“, die auch der Richter anerkannte. Aber: „Niemand zwingt einen, als Anführer einer Rocker-Gruppe ein Konkurrenzunternehmen zu den Hells Angels aufzumachen“, sagte Nothmann.
Angels-Vorherrschaft schien der Polizei recht
Erkan U. aber soll sich auch in den eigenen Reichen Feinde gemacht haben, sein Machtanspruch kam wohl nicht überall gut an. Ebenso wenig bei der Polizei: Denen war die alleinige Präsenz der Hells Angels in Hamburg bislang anscheinend recht: „Mit dem Kuttenverbot und der Stellung, die die Hells Angels bundesweit genossen, hatten wir eine ruhige Situation in Hamburg“, erklärte der neue Leiter der Soko Rocker Helmut Süßen vor Kurzem in einem Interview mit der Zeitung Die Welt. Die Welt der Hells Angels sei eine voller Regeln, Werte und habe schon fast etwas Kleinbürgerliches, sagte Süßen – Aussagen, die für Ermittler aus anderen Städten verharmlosend klingen müssen.
Gleichwohl ging die Soko Rocker, die nach der Taxi-Schießerei gegründet wurde, in den vergangenen Monaten stark gegen die Hells Angels vor. Die Rockergewalt ist aber wohl noch nicht vorbei: Erst in der vorigen Woche wurde in Schnelsen ein Ex-Anführer der Mongols und seine Freundin angeschossen.
Schüsse in Schnelsen
Erkan U. verwies darauf kurz vor dem Urteil. Auch der Vater des Mannes säße im Publikum. Die Polizei habe seinen Freund nicht schützen können. Er selbst indes will von alledem angeblich nichts mehr wissen. Aus Hamburg wolle er wegziehen und sich auch sein markantes Gesichtstattoo weglasern lassen. MFFM steht da unter jedem Auge: „Mongols forever – forever Mongols“.
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