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„Von Flensburg bis zur Zugspitze – das kann ich empfehlen“

RENNRADtouren Es gibt Fahrten, bei denen das Gepäck vorausfährt und am Zielort ein Hotelbett wartet

Interview ANNA DOTTI

taz: Herr Bolls, was gefällt Ihnen am Rennradfahren?

Florian Bolls: Mir bringt Rennradfahren Spaß, da man viel an der frischen Luft ist und sich schnell mal sportlich austoben kann. Ich habe durch das Rennradfahren mich, meinen Körper und meine sportlichen Grenzen besser kennengelernt.

Kann jeder Cyclist ein Rennradfahrer sein?

Es kann jeder beziehungsweise jede, die sportlich begeistert ist, zum Hobby-Rennradfahrer werden. Hier gibt es keine Einschränkungen.

Ist Rennradfahren nicht eher ein Männersport?

Nein. Es ist richtig, dass im Hobbybereich noch sehr viele Männer den Sport ausführen, aber gerade in den letzten Jahren sind es auch immer mehr Frauen geworden, sodass sich das komplett angepasst hat.

Spielt das Alter eine Rolle beim Rennradfahren?

Nein, es sind im Hobby-Rennradsport alle Altersgruppen vertreten. Es gibt ganz viele junge Menschen, die diesen Sport ausführen, und es gibt ältere Menschen, die das genauso gut machen.

Ist Rennradfahren ein teurer Sport?

Ganz günstig ist es natürlich durch die Anschaffung nicht. Aber man kann das Hobby ohne Probleme auch mit wenig Geld ausüben, indem man sich zum Beispiel als erstes ein gebrauchtes Fahrrad kauft.

Nehmen Sie an öffentlichen Rennrad-Touren teil?

Ja, selbstverständlich. Im Deutschland gibt es die sogenannten RTFs, Radtourenfahrten. Hierbei handelt es sich um öffentliche Veranstaltungen für Hobby-SportlerInnen.

Wie viele Menschen nehmen an diesen Veranstaltungen teil?

Im Durchschnitt kommen dazu schon so zwischen 500 und 1.000 TeilnehmerInnen.

Wie lang sind die Strecken?

Die Rennrad-Vereine bieten diverse Streckenlängen an. Es gibt bei jeder Fahrt einige Strecken, die jeder wahlweise fahren kann: von 45 bis zu 220 Kilometer.

Schafft man so viele Kilometer in einem Tag?

Ja, natürlich schafft man die Strecken auch an einem Tag. Gut trainierte Sportler schaffen die lange Strecke in ungefähr zehn Stunden.

Gibt es auch Mehrtages-Touren?

Florian Bolls

32, kommt aus Hamburg und arbeitet zurzeit in einer IT-Abteilung in Schleswig-Holstein. Als Hobby-Rennradsportler hat er das Blog „Rennrad-Nord.de“ eröffnet.

Ja, die sogenannten Etappenfahrten. Ich habe im vorigen Jahr mit zwei Freunden an der Deutschland-Rundfahrt von Quäldich.de teilgenommen. Da waren wir insgesamt neun Tage unterwegs und sind 1.500 Kilometer gefahren. Die Tour führte uns von Flensburg bis zur Zugspitze nach Garmisch-Partenkirchen. Ich kann so eine Etappenfahrt jedem empfehlen. Das bringt sehr viel Spaß.

Wer veranstaltet solche Etappenfahrten?

Man kann sich natürlich selber organisieren, das habe ich auch schon gemacht. Normalerweise gibt es professionelle Radsport Reiseveranstalter. Quäldich.de ist eine von den größten und bietet Mehrtagestouren nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Italien und der Schweiz an. Aktuell gibt es in Schleswig Holstein auch einen Radsport-Verein, der eine einwöchige Etappenfahrt anbietet: der Rendsburger Bicycle-Club.

Worin besteht die Organisation?

Die Veranstalter sind verantwortlich für das Essen und die Getränke sowie für die Übernachtung. Die transportieren auch die Gepäcke immer dahin, wo man hinfährt. Einige Touren können auch drei Wochen dauern, da ist die Organisation schon wichtig.

Wie bereitet man sich für so lange Strecken vor?

Naja, jeder macht es wahrscheinlich ein bisschen anders, aber letztendlich muss man mehrmals die Woche mit dem Rennrad unterwegs sein. Jeder Kilometer, den man fährt, hilft bei der Vorbereitung. Zusätzlich spielt die Ernährung während der Tour eine große Rolle. Man muss sich und seinen Körper sehr gut einschätzen und kennen. In den richtigen Momenten die richtige Menge essen und natürlich regelmäßig trinken. Das ist ganz wichtig.

Nächste Radtourenfahrten: „Nord Cup“: 19. 6. RV Trave Bad Oldesloe, 26. 6. RG Hamburg. Mehr Infos auf: www.rennrad-nord.de

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