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Gutes tun Das Fahrrad ist ein geniales Verkehrsmittel: Platz und Energie sparend, leise und klimaschonend, praktisch und gesund. Diese Erkenntnis ist mittlerweile in vielen Großstädten angekommen. Jetzt geht es darum, die besten Wege zu finden, um dem Fahrrad zur Vorfahrt zu verhelfen ▶ Schwerpunkt SEITE 43–45BesserRad fahren

Illustration: Imke Staats

Es gibt diese schönen Vergleichsfotos zum Flächenbedarf von Verkehrsmitteln: eine Straße mit vier Kolonnen PKWs und eine mit vier Stuhlreihen, auf denen Leute sitzen. Auf dem erste Foto sieht man im Wesentlichen Autos, auf dem zweiten Asphalt.

Die Fotos machen auf den ersten Blick deutlich, welches Potenzial in einer Abkehr vom Auto steckt. Politik und Verwaltung Stau geplagter Großstädte wie London und Paris haben diese Chance erkannt. Sie haben Leihfahrradsysteme etabliert und bauen Radwege. Städte wie Kopenhagen werben international mit ihrer Fahrradfreundlichkeit.

Dafür, dass das einen Sinn hat, gibt es viele Gründe: Radeln beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor; Fahrräder machen praktisch keinen Lärm; sie erzeugen praktisch keinen Feinstaub und verbrauchen bei noch so ganzheitlicher Betrachtung sehr wenig fossilen Brennstoff. Ein Radler bewegt zwölf Kilo durch die Gegend, jemand der in einem voll besetzten Auto unterwegs ist, mindestens das Zehnfache, in der Regel weitaus mehr. Weil er rollt, ist der Radler effizienter unterwegs als ein Fußgänger.

Geht man nach dem 2014er-Fahrradklima-Index des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) würdigen norddeutsche Städte wie Hannover, das niedersächsische Oldenburg und Nordhorn diese Vorzüge, indem sie den Radlern das Leben besonders angenehm machen. Bremen liegt beim Fahrradklima unter den Großstädten hinter Hannover auf Rang fünf.

Bremen hat nach Kopenhagen und Amsterdam mit 25 Prozent den höchsten Radverkehrsanteil unter den europäischen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Hamburg hat sich vorgenommen, bei den Wegen, die mit dem Rad zurückgelegt werden, im Laufe der 2020er-Jahre aufzuschließen.

Wie ein solches Ziel zu erreichen wäre, ist umstritten. Fahrradstraßen etwa, auf denen Radfahrer Vorfahrt haben, stoßen beim Zielpublikum nicht immer auf ungeteilte Zustimmung: In Bremen fahren viele Leute lieber auf dem Gehsteig, offenbar trauen sie der Sache nicht.

Der Streit darüber, ob und wann Radler auf der Straße fahren sollen, schwelt seit Jahren. Der ADFC hat den Spielraum in jahrzehntelanger Lobbyarbeit erweitert. Statt der Radwege auf dem Gehsteig gibt es zunehmend markierte Radstreifen auf der Fahrbahn. Dort kommen Radler schneller voran und werden von rechts abbiegenden Lastern gesehen – womit eine der wichtigsten Unfallursachen wegfällt. Doch auch hier gilt: Viele Radler trauen sich nicht auf die Fahrbahn.

Mag sein, dass es einfach eine Weile dauert, bis der fahrradfreundliche Umbau des Straßenraums, zu dem auch eine neue Verkehrsführung an Kreuzungen und breitere Wege mit besserem Belag gehören, im Bewusstsein der Rad- wie der Autofahrer ankommt. Helfen könnten auch die Leihradsysteme in den Großstädten, die den Umstieg aufs Rad erleichtern und das Elektrorad, das eine große Zukunft vor sich haben dürfte.

Doch der Weg in die goldene Verkehrszukunft ist noch weit, wie unser Beispiel Hannover zeigt. Obwohl das Fahrrad unterm Strich Platz schafft, wird es immer wieder Streit um den begrenzten Straßenraum geben, werden die Planer nur langsam dazulernen und Radler vor absurden Verkehrsführungen stehen – und aus lauter Frust zu Kampfradlern mutieren. Gernot Knödler

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