: Schwesternduo schießt Union nach vorn
Rund Der Berliner Pokal, der Wieder-aufstieg in die Zweite Liga: Bei den Fußball-Frauen des 1. FC Union läuft es gerade richtig gut. Das liegt auch an den Zwillings-schwestern Dina und Katja Orschmann
von Jan Tölva
Für die Frauen beim 1. FC Union Berlin hätte es in dieser Spielzeit kaum besser laufen können. Bereits drei Spieltage vor Schluss konnte mit einem Auswärtssieg bei Fortuna Dresden der Meistertitel in der Regionalliga Nordost und damit der direkte Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga klargemacht werden. Eine Woche später holten sich die Köpenickerinnen mit einem 5:1 gegen den FC Viktoria 89 auch noch den Berliner Pokal und sicherten sich damit die erneute Teilnahme am DFB-Pokal.
Und dabei war Union mit einem sehr jungen und relativ unerfahrenen Team in die Saison gegangen, das nach der enttäuschenden Vorsaison samt Abstieg aus der 2. Bundesliga ordentlich umgekrempelt worden war. Gleich neun Spielerinnen wurden aus der B-Jugend hochgezogen.
Großen Anteil daran, dass aus den Spielerinnen schnell ein eingespieltes Team wurde, dürfte das neue Trainergespann haben. Sowohl Trainer Oliver Hartrampf als auch Kotrainer Falko Grothe sitzen seit erst dieser Saison bei Union auf der Bank. Grothe kam von Türkiyemspor, Hartrampf von Unions 2. Frauenmannschaft nach Köpenick. „Der Aufstieg war gar nicht mal das Ziel“, sagt Hartrampf. „Wir wollten vor allem das junge Team aufbauen und zusammenführen.“
Spätestens in der Winterpause scheint den Trainern das gelungen zu sein. In der Rückrunde nämlich dominierte Union regelrecht. Zwei junge Spielerinnen, die einen großen Anteil daran haben, sind die Zwillingsschwestern Dina und Katja Orschmann. Die beiden 18-Jährigen kamen 2013 zu Union. Davor spielten sie bei Stern 1900 in Steglitz, wo sie bis zur C-Jugend beim männlichen Nachwuchs mitkickten. Bereits in der letzten Saison wurden sie in der Rückrunde regelmäßig bei den Frauen in der 2. Bundesliga eingesetzt. „Dass wir so etwas Zweitligaluft schnuppern konnten, hat es uns leichter gemacht, uns in der Regionalliga auf Anhieb zurechtzufinden“, sagt Dina.
Die Zwillingsschwestern gehören inzwischen zu den Stützen des Teams. Während Katja im defensiven Mittelfeld agiert, schießt Dina vorne Tore – sogar richtig viele. Mit 18 Treffern war sie am Ende der Saison zweite in der Torschützinnenliste. Nur Teamkollegin Lisa Budde – mit 24 Jahren im Vergleich fast schon eine Veteranin – hatte noch einen Treffer mehr auf dem Konto.
Dass im Hause Orschmann guter Fußball gespielt wird, ist inzwischen auch anderen aufgefallen. Union ist nicht der einzige Verein, der die beiden Schwestern haben wollte, und auch der DFB hat sie auf dem Zettel. Dina war im vergangenen Jahr mit der U17 bei der EM in Island und hatte dort gegen die Gastgeberinnen sogar einen Treffer erzielt. Aktuell werden beide vom Verband zum erweiterten Kader der U19 gezählt.
Wenn im Juli in der Slowakei die Fußball-EM der Frauen stattfindet, ist nicht ausgeschlossen, dass, wenn sich eine Stammspielerin verletzt, die eine oder andere mitfährt. „Große Hoffnungen machen wir uns da aber nicht“, meint Dina. „Im nächsten Jahr gehören wir allerdings zum älteren Jahrgang. Da könnte es dann schon mit der Teilnahme klappen.“
Der 1. FC Union Berlin wurde 1966 gegründet. Bereits zwei Jahre später wurde dort erstmals Frauenfußball gespielt.
Die heutige Frauenfußballabteilung besteht seit 1990 und ging aus dem Frauenteam der BSG Kabelwerk Oberspree hervor.
Nach den Aufstiegen 2007 und 2014 in die 2. Bundesliga stieg Union in diesem Jahr zum dritten Mal in die zweithöchste Spielklasse auf und holte zum vierten Mal den Berliner Pokal. (jt)
Dabei ist es bemerkenswert, dass die beiden überhaupt zum Kader gehören. Alle anderen im Kader der U19 spielen mindestens eine Klasse höher, viele sogar schon Bundesliga. Auch deshalb ist es gut, dass Union aufsteigt. In der 2. Bundesliga können Katja und Dina sich mit ungleich stärkeren Gegenspielerinnen messen.
Doch natürlich geht es auch um die Leistung und den Erfolg des Teams. „Unser Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt“, gibt Trainer Hartrampf die Richtung vor. „Da werden wir sicher etwas defensiver agieren müssen als noch in dieser Saison.“ Eine seriöse Prognose darüber abzugeben, wo Union am Saisonende stehen wird, ist bei einem so jungen Team allerdings nahezu unmöglich – zumal es noch einige Veränderungen im Kader geben wird. „Manche Spielerinnen können den höheren zeitlichen Aufwand, den die 2. Liga bedeutet, einfach nicht mitgehen“, so Hartrampf.
Dass die kommende Saison nicht einfach werden wird, wissen auch die Schwestern Katja und Dina. „Aber wir hoffen schon, dass wir gut mithalten können“, sagt Dina. „Noch mal Regionalliga muss jedenfalls nicht sein“, fügt Katja hinzu und lächelt.
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