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Klimadiplomatie erfolgreich

Gipfel Die G 7 wollen, dass das Paris-Abkommen noch 2016 in Kraft tritt. Bei der Klimakonferenz in Bonn stellen reiche Staaten Hilfen für arme in Aussicht

Prima Klima: Gipfeltreffen der sieben Staats- und Regierungschefs wichtiger Industrieländer in Japan Foto: dpa

Von Christian Mihatsch

CHIANG MAI taz | Der neue Weltklimavertrag, das Paris-Abkommen, ist noch nicht in Kraft, aber zeigt bereits Wirkung: Der französische Ölmulti Total hat angekündigt, auf die Suche nach Öl in der Arktis zu verzichten und die Produktion von Öl aus Teersanden zurückzufahren.

Das ist Folge einer Überprüfung des Geschäftsmodells vor dem Hintergrund des Paris-Abkommens. Dabei hat Total festgestellt: „Das 2-Grad-Szenario zeigt, dass ein Teil der Vorkommen an fossilen Energien nicht ausgebeutet werden kann. Totals Wachstumsstrategie berücksichtigt dies.“ Aus Sicht von Patrick Pouyanné, dem Total-Chef, war Paris eine „Wasserscheide“. Um nicht in Projekte zu investieren, die nicht amortisiert werden können, geht der Ölkonzern nun von einem CO2Preis von 30 bis 40 Dollar pro Tonne aus. Dies ist deutlich mehr als die 6 Dollar, die eine Tonne CO2im europäischen Emissionshandelssystem derzeit kostet.

Damit das Paris-Abkommen seine volle Wirkung entfalten kann, muss es in Kraft treten. Ursprünglich war das für das Jahr 2020 vorgesehen. Die Staats- und Regierungschefs der G 7 wünschen aber, dass es bereits dieses Jahr geschieht, wie die Abschlusserklärung ihres Gipfels in Japan zeigt. Weil die USA, China, Kanada, Australien und einige weitere Länder das Abkommen noch dieses Jahr ratifizieren wollen, ist dies durchaus möglich.

Damit das Abkommen in Kraft treten kann, müssen 55 Länder, die 55 Prozent der Emissionen ausmachen, das Abkommen ratifizieren. Derzeit haben dies 17 Länder mit 0,04 Prozent der Emissionen getan. Bei der Klimakonferenz in Bonn, die diese Woche zu Ende gegangen ist, sagte der EU-Vertreter Ivo de Zwaar: „Wir könnten nicht von Anfang an dabei sein.“ Es sei unwahrscheinlich, dass die Parlamente aller 28 EU-Mitgliedsländer das Abkommen in diesem Jahr verabschieden. Bislang hat dies nur Ungarn getan.

„Die Menschheit ist in einem Rennen gegen die Zeit“

Christiana Figueres, UNo

Die EU unterstützt Entwicklungsländer aber finanziell bei Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel. „Die reichen Länder haben sich in Bonn bei informellen Gesprächen mit den armen Ländern überzeugen lassen, bis zur nächsten Weltklimakonferenz einen Fahrplan vorzulegen, wie sie die finanzielle Unterstützung für die armen Länder bis 2020 auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr steigern“, sagte Jan Kowalzig von der Entwicklungsorganisation Oxfam. Diese Summe hatten die Industriestaaten den Entwicklungsländern im Jahr 2009 versprochen.

Unklar ist aber noch, welche Gelder auf diese Summe angerechnet werden können. Dabei drängt die Zeit: „Den reichen Ländern bleibt nur knapp ein halbes Jahr Zeit, diesen Fahrplan auszuarbeiten, um ihn bei der nächsten Konferenz in Marrakesch vorstellen zu können“, sagt Kowalzig.

Die Zeit drängt aber auch beim Schutz des Klimas: Die Menschheit sei immer noch in einem „Rennen gegen die Zeit“, wenn sie die Klimaerwärmung auf unter 2 Grad begrenzen will, sagte die scheidende Chefin der UN-Klimakonvention, Christiana Figueres.

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