Wie läuft’s beim Mindestlohn?

CASH Über vier Millionen Menschen haben dank Mindestlohn mehr Geld. Und der Wirtschaft tat es gar nicht weh.

BERLIN taz | Für diesen Text ist kein Mindestlohn angefallen. Denn dieses 80-Zeilen-Beistück ist das Werk eines Volontärs. Das ist quasi ein journalistischer Auszubildender. Also bekommt er auch noch kein volles Gehalt.

Ähnlich wie 1,5 Millionen andere Menschen in Deutschland, die nicht den Mindestlohn von 8,50 Euro bekommen. Darunter sind Lehrlinge, Minderjährige und PraktikantInnen, die im Rahmen ihrer Ausbildung oder ihres Studiums hospitieren. Außerdem dürfen Arbeitgeber an zuvor Langzeitarbeitslose in den ersten sechs Monaten weniger Geld zahlen. Und dann gibt es in einigen Branchen noch Übergangsregelungen, die tariflich geregelt sind.

Dennoch hat der Großteil der GeringverdienerInnen von der gesetzlichen Regelung profitiert. Vier Millionen Menschen bekommen seit Einführung des Mindestlohns am 1. Januar 2015 mehr Geld. Das ergibt sich aus einer, Achtung Beamtenwort, Verdienststrukturerhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2014. Demnach müsste jedEr zehnte ArbeitnehmerIn vom Mindestlohn profitiert haben. In Geld: 431 Millionen Euro Mehrverdienst pro Monat.

Bekommen haben die Kohle Menschen in zuvor gering bezahlten Jobs. Das betraf im April 2014 zu 58 Prozent Frauen. In Ostdeutschland fiel fast jeder fünften Job darunter, im Westen nur 9 Prozent. Die meisten sind in Branchen, die nicht tarifgebunden sind: etwa im Einzelhandel und der Gastronomie. Dort betrifft das jeweils circa eine halbe Million Beschäftigte.

Verstöße gegen das Gesetz gibt es eher wenige, heißt es beim Zoll, der zuständig ist für die Überprüfung. „Es gibt insgesamt wenige Tricksereien oder systematischen Betrug“, sagt Zoll-Sprecher Klaus Salzsieder. Zwar komme es vor, dass Mini-Jobber unbezahlt Überstunden machen oder Scheinselbstständigkeit die Regelung untergraben, aber das sei insgesamt eher die Ausnahme, so Salzsieder. Ein Jobkiller, wie die Wirtschaftswissenschaftler des ifo-Instituts, viele Unternehmer und die CDU geunkt hatten, ist der Mindestlohn nicht: Laut Bundesagentur für Arbeit und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit gab es keine Arbeitsplatzverluste infolge der Einführung.

Ab 1. Januar 2017 können Geringverdiener mit einer Lohnerhöhung um 30 Cent auf dann 8,80 Euro pro Stunde rechnen. Die Mindestlohnkommission orientiert sich hierzu an den Tariflöhnen. Gareth Joswig