: „Guten Morgen al-Bureij“
ZEUGE Knapp ein Jahr nach dem Gazakrieg 2014 veröffentlichte „Breaking the Silence“ die Aussagen von insgesamt 235 Soldaten
Nach unserer ersten Nacht in Juhar al-Dik, es war 7 oder 8 Uhr morgens und es gab nichts zu tun, legten sich die Leute (Soldaten) hin und dösten. Alle Fahrzeuge standen in einem Kreis, nachdem wir das Wohnviertel in der Nacht besetzt hatten. Es war ruhig, ohne jede Gefahr, als plötzlich jemand über das Walki-Talki rief: „Alle Panzer in einer Reihe und in Feuerposition Richtung al-Burej aufstellen, wir leiten ein Gefecht ein.“ Ein „Gefecht“ bedeutet, dass alle auf einmal schießen. Ich fragte meinen Kommandanten: „Worauf schießen wir?“ Er antwortete: „Such dir aus, was du willst.“ Über das Walki-Talki orderte der Kommandant: „Wir führen ein ̦Guten Morgen al-Bureij'aus“, so war es wörtlich.Im Grunde ging es darum, die Nachbarschaft zu wecken, um den Leuten zu zeigen, dass die ̦Israelische Verteidigungsarmee hier ist‘und um Abschreckung. Ich erinnere mich, dass alle Panzer in einer Reihe standen, wir selbst auch. Ich habe das Geschütz bedient und zielte auf ein großes Gebäude im Zentrum des Viertels. Dann fragte ich meinen Kommandanten: „Okay, wo soll ich das Gebäude treffen?“ Wir entschieden unter uns. – „Okay, wenn du etwas nach rechts zielen willst, dann etwas nach links, ein bisschen Richtung Fenster und dann auf das Erdgeschoss, dann lass uns das so machen.“ Anschließend zählte der Kommandant über das Walki-Talki rückwärts: „3, 2, 1, Feuer.“ Wir feuerten die Granaten willkürlich ab, jeder nach eigener Wahl. Niemand hatte auf uns geschossen – weder vorher noch nachher oder während der Aktion.Ein Panzerschütze (gekürzt)
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