: Trinkwasser für Obdachlose
Grundversorgung In der Innenstadt ist die zweite Trinkstelle für wohnungslose Menschen eingerichtet worden. Für sie herrsche Trinkwassernot, sagt ein Sozialarbeiter und fordert Abhilfe durch die Politik
Harald Schröder, Streetworker in Bremen
Die Bremische Evangelische Kirche hat in zentraler Lage einen Brunnen eingeweiht, der vor allem Obdachlosen kostenlos Trinkwasser spenden soll. Wie in anderen Städten auch gibt es für sie hier kaum frei zugängliche Wasserstellen. „Dabei ist Trinkwasser ein Grundrecht“, sagte Kirchenpräsidentin Edda Bosse und forderte die Politik auf, weitere Zapfstellen zu schaffen.
Der Streetworker Harald Schröder hatte den Brunnen initiiert, der mit Unterstützung eines Künstlers und mit Hilfe vieler Spenden an der Bremer Innenstadtkirche Unser Lieben Frauen eingerichtet wurde. „Natürlich gibt es ein Menschenrecht auf Wasser, aber leider keine Möglichkeit, es praktisch umzusetzen“, kritisierte auch Schröder. Letztlich würden wohnungslose Menschen auf diese Weise aus den Innenstädten vertrieben.
Im Zentrum flössen im Sommer 15 Brunnen mit den Hinweisschildern „Kein Trinkwasser“ oder mit verunreinigtem Wasser. „Mitten unter uns ist Trinkwassernot, weil es Wohnungsnot gibt.“ Wer keine Wohnung habe, habe nur schwer freie Zugänge zu Wasser und zu Toiletten.
Mit dem Brunnen an der Kirche und einer weiteren Zapfstelle an der katholischen Kirche St. Johann im benachbarten Schnoorviertel würden obdachlose Menschen nun mit Wasser versorgt, sagte Schröder. Trotzdem müsse die Politik handeln. Es sei schon ein Skandal, dass nicht alle Wohnungssuchenden mit einer Wohnung versorgt werden könnten. „Dann muss Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung die vorrangigste Aufgabe der Politik sein – und danach sofort die Beschaffung von Wohnungen für Menschen, die auf der Straße leben.“
Als Betroffener bedankte sich der wohnungslose Harald Barzen (64) bei den Initiatoren der Wasserstelle. „Wir brauchen noch mehr davon“, sagte er. Alleine in Bremen gibt es Schätzungen zufolge rund 500 wohnungslose Menschen. (epd)
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