: Messerstecher kommt in Psychiatrie
Angriff Der mutmaßliche Täter von Grafing ist psychisch krank. Mit dem Islam hat er nichts zu tun
BERLIN taz | Der mutmaßliche Angreifer der tödlichen Messerattacke in Grafing wird in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Das hat der zuständige Ermittlungsrichter angeordnet. Nach der vorläufigen Bewertung eines medizinischen Sachverständigen leide Paul H. an einer psychischen Erkrankung, teilte das LKA mit. Es bestehe Grund, anzunehmen, dass er bei der Tat schuldunfähig oder zumindest teilweise schuldunfähig gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft wirft H. Mord und dreifachen Mordversuch vor.
Der 27-jährige Schreiner, der aus dem hessischen Grünberg bei Gießen in Hessen stammt und seit zwei Jahren von Hart IV gelebt hat, soll nach der Ausbildung um die Welt gereist sein, als Animateur gearbeitet haben und auf Technopartys unterwegs gewesen sein. Auf seiner Facebook-Seite postete er noch in der vergangen Woche ein Foto von einer solchen Party.
Am Wochenende riefen seine Großeltern die Polizei, weil H. einen wirren Eindruck gemacht habe, so die Ermittler. Der Mann habe angegeben, Drogen genommen zu haben, „aber einen ruhigen Eindruck gemacht“, ohne Hinweise, dass er sich oder andere gefährden könnte. Die Großeltern sorgten schließlich dafür, dass H. in eine psychiatrische Klinik ging, dort aber blieb er nur eine Nacht. Nach seiner Verhaftung wirkte er nach Angaben der Ermittler verwirrt und war zu einer klaren Aussage nicht in der Lage.
Bei der Tat an dem Grafinger Bahnhof soll H. nach Zeugenaussagen „Allahu akbar“ und „Ihr Ungläubige, ihr müsst jetzt sterben“ gerufen haben. Es gibt allerdings weiter keine Hinweise darauf, dass er einen Bezug zum Islam oder gar zum Islamismus hatte. Das Motiv der Tat ist der Polizei weiterhin ein Rätsel.
Den Wiesbadener Kriminalpsychologen Rudolf Egg wundern diese Rufe nicht. Es komme häufig vor, dass sich bei psychiotisch erkrankten Menschen der Inhalt des Wahns an Dingen orientiere, die es in der wirklichen Welt gibt und Ängste aufgegriffen werden, die derzeit in der Bevölkerung weit verbreitet sind. „Jeder weiß, dass bei einem Allahu-akbar-Ruf derzeit bei allen die Nerven blank liegen und einem größtmögliche Aufmerksamkeit sicher ist“, sagte Egg der taz. „Vor 20 Jahren hätte er sicher etwas anderes gerufen.“
Sabine am Orde
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