: Asse soll auch noch Zwischenlager werden
ATOMMÜLL Das Bundesamt für Strahlenschutz möchte aus der Asse geholten Abfall am Bergwerk selbst zwischenlagern. Anwohner sind dagegen
Wohin mit dem radioaktivem Abfall, der aus dem Atommülllager Asse herausgeholt werden soll? Ein Endlager ist weit und breit nicht in Sicht, über die Suche nach einem Zwischenlagerstandort gibt es heftigen Streit.
Eine neue Runde läutete am Freitag zunächst das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ein. Die Behörde – seit 2009 Betreiber der Asse – bekräftigte dabei ihre Position, nur standortnah nach einem solchen Zwischenlager zu suchen, und untermauerte dies mit zwei neuen Studien. Gestern meldete sich die Wolfenbüttler Atom-Ausstiegs-Gruppe (WAAG) mit heftiger Kritik zu Wort.
Bürgerinitiativen und Anwohner fordern schon länger eine vergleichende Standortsuche: Das Gebiet, in dem nach einem Zwischenlager gesucht wird, dürfe nicht auf die nähere Umgebung des maroden Bergwerks beschränkt werden. Wegen der Streitigkeiten hatte das BfS den Suchprozess vor anderthalb Jahren ausgesetzt.
Die vom BfS in Auftrag gegebenen Untersuchungen sollen belegen, dass die Strahlenbelastung durch ein Zwischenlager für Anwohner sehr gering ist. Die Grenzwerte durch die Abluft im Normalbetrieb würden „weit unterschritten“ – dies spreche für einen Standort nahe der Asse. Sei das Zwischenlager weiter entfernt, müsse der Atommüll verladen und transportiert werden. Für die Mitarbeiter bedeute dies eine „deutlich höhere“ Belastung als für die Anwohner.
Auch die mögliche Strahlenbelastung im Falle eines Flugzeugabsturzes über dem Zwischenlager hatte das BfS untersuchen lassen. In diesem Fall würden ebenfalls keine Werte erreicht, die Vorkehrungen für die Anwohner wie den Aufenthalt in Gebäuden oder die Einnahme von Jodtabletten notwendig machten, hieß es.
Das BfS nutze die kurzfristigen Belastungen einiger Beschäftigter als Argument gegen längere Transportwege für den Atommüll, sagt dagegen WAAG-Sprecherin Eleonore Bischoff. Dabei müssten die lange andauernden Belastungen für die Anwohner viel stärker beachtet werden . Im Übrigen sei es „nicht hinnehmbar“, dass sich der Betreiber des Atommülllagers die Legitimation für seine Planungen durch selbst erstellte Studien verschaffen wolle.
Die Bürgerinitiative „AufpAssen“ verlangt einen „fairen, sachlichen, nachvollziehbaren“ Vergleich von nahe gelegenen und weiter entfernten Standorten. Grundsätzlich hält die Initiative einen Mindestabstand des Zwischenlagers zum nächsten Wohnhaus von vier Kilometern für nötig. Gerade bei Störfällen biete nur ein möglichst großer Abstand zur Wohnbebauung ausreichende Sicherheit. Nach Ansicht von „AufpAssen“ sind mögliche Flächen sowohl in näherer als auch weiterer Umgebung der Asse vorhanden.
Die Wolfenbütteler Landrätin Christiana Steinbrügge (SPD) will die BfS-Studien nun zunächst „nüchtern“ auswerten – mit den Wissenschaftlern der Asse-2-Begleitgruppe, deren Vorsitzende sie ist. Reimar Paul
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