GELD Unserem Autor wurde vom Finanzamt das Konto gepfändet, weil er über 30.000 Euro Steuerschulden hatte. Nun muss er ein Jahr lang jeden Monat fast 2.000 Euro zahlen. Hier erzählt er, wie es gelingen kann, zu sparen und trotzdem gut zu leben
: Hallo Mama, da bin ich wieder

Illustration: Stephanie F. Scholz

von Philipp Mausshardt

Die Miete ist der größte Posten fast aller Haushalte. In Städten wie Hamburg, München oder Stuttgart verschlingt sie fast die Hälfte des Netto-Einkommens. Ich wohnte die letzten Jahre in Tübingen, auf der Landkarte der teuersten Städte kurz hinter München. 17 Euro pro Quadratmeter verlangen Vermieter, jede Besenkammer wird noch als Appartement an Studenten vermietet.

Ich musste hier weg, auch wenn die Miete mit 450 Euro fast geschenkt war. Das Haus gehörte einer Freundin, doch nun kam deren Tochter vom Studium zurück, ihr Freund war auch öfter im Haus, und da wurde es etwas eng. Aber wohin? Wo lebt es sich am billigsten? Das Tübinger Männerwohnheim hat 72 Plätze für Menschen, „die aufgrund ihrer schwierigen Lebenssituation vorübergehend wohnungslos geworden sind.“ Das traf eigentlich auf mich zu. Aber so weit war ich noch nicht.

Meine Mutter, 89 Jahre, lebt allein in einem Haus in der Nachbarstadt. „Kannst hier einziehen, wenn du willst“, sagte sie, als ich sie besuchte. Zurück zu Mama? Mit 58 Jahren? Ich fand die Vorstellung halb tragisch, halb witzig.

Inzwischen wohne ich wieder in jenem Zimmer, das ich vor 40 Jahren verlassen hatte. Ich habe es nicht gleich erkannt. Es ist sonnenblumengelb gestrichen, und dort, wo früher mein Che-Guevara-Plakat hing, hängt jetzt ein Landschaftsaquarell. Die erste Nacht fühlte sich fremd an. Der Morgen danach schon weniger. Die Haushaltshilfe war noch immer dieselbe „Frau Fischer“ wie vor 50 Jahren. „Kannst Christa zu mir sagen“, bot sie mir zum Frühstück an und wollte wissen, ob sie meine gebügelten Hemden im Schrank aufhängen oder lieber falten und dann in den Schrank legen sollte.

Unsere neue Mutter-Sohn-WG läuft reibungslos. Komme ich spät abends heim, steht manchmal ein Teller mit Essen zum Aufwärmen in der Küche. Die Marmeladen stehen noch immer wie früher im dritten Fach von oben. Ich frage mich, warum nicht mehr Männer und Frauen, wenn die Ehen geschieden und die Kinder aus dem Haus sind, wieder zu ihren Eltern ziehen. Die alten Leute freuen sich darüber. Ich drehe meiner Mutter mal eine neue Glühbirne ein und habe auch schon die Platten im Garten von Unkraut befreit. Abends sitzen wir manchmal zusammen, und sie erzählt mir, wie schwer es ist, alt zu werden. Es sind schöne Abende, nicht nur weil sie mich nichts kosten.

Der April lief finanziell nicht gut. Ich konnte dem Finanzamt zwar die Rate bezahlen, aber keine Rücklagen für die kommende Steuer bilden. Ein Bußgeld für zu schnelles Fahren wurde fällig (228,50 Euro), außerdem war ich nach den ersten Frühlingslüftchen schwach geworden und für ein paar Tage nach Italien gefahren (430 Euro).

Ich muss mich mehr am Riemen reißen!

Wie es weitergeht, lesen Sie hier jeweils am letzten Wochenende eines Monats