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Ölpreise befeuert

Ressourcen Trotz der starken weltweiten Überproduktion könnte Erdöl teurer werden

BERLIN taz | Es ist eine alte Erkenntnis: Wenn es irgendwo auf der Welt schwer kalkulierbare Risiken in einem Ölförderland gibt, steigt der Preis des Schmierstoffs der globalen Ökonomie. So war es auch in der vergangenen Woche, als mehrere Ölfirmen in Kanada wegen der Waldbrände in Alberta ihre Produktion einstellten und Ölleitungen geschlossen werden mussten. Zum Ende der Woche aber sank der Ölpreis wieder, weil weltweit die Öllager gut gefüllt sind. Sollten sich die Brände weiter ausbreiten, könnte sich diese Entwicklung aber wieder umdrehen.

Für die umstrittene Produktion von Öl aus Teersanden ist die Brandkatastrophe im Nordwesten Kanadas eine schwere Hypothek. Ölsande sind ein Gemenge aus Sand und Öl, das meist oberflächennah lagert und im Tagebau gefördert wird, was eine großflächige Naturzerstörung bedeutet. Anschließend muss der Ölsand chemisch aufbereitet werden.

Kanada produziert nach Angaben der Marktanalysten des Öltankspezialisten Tescon täglich etwa 4,5 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Bis zum Wochenende hatte sich die Ölproduktion um etwa 0,6 Millionen Barrel pro Tag reduziert, wobei die Rückgangsmenge ansteigt und die Millionenmarke bald knacken dürfte. Dies entspräche in etwa der Menge der globalen Überproduktion, die die Preise drückt.

Größter Abnehmer des kanadischen Öls sind die USA. Auch hier sind die Öllager randvoll. Sollte also jetzt weniger Öl aus Kanada geliefert werden, dürfte dies in den USA zunächst niemanden stören.

Für das aktuelle Auf und Ab an den Weltölmärkten sind aber nicht nur die Waldbrände in Kanada und schlechte Konjunkturaussichten in vielen Weltregionen verantwortlich, sondern auch Förderprobleme in Afrika. So fließt derzeit aus Libyen weniger Öl auf den Markt, da die Exporte durch die andauernden Konflikte zwischen den verschiedenen bewaffneten Gruppen und der schwachen Zentralregierung blockiert werden. Und in Nigeria haben Rebellen eine Ölplattform im Meer angegriffen, woraufhin die Produktion dort gestoppt werden musste.

Richard Rother

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