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Da kommt was auf uns zu

Shopping Die Zukunft des Einkaufens liegt im Netz – das hoffen zumindest Investoren, die gerade Millionen in Geschäftsideen rund um Online-Konsum pumpen. Aber wie steht es mit jenen, die Möbel, Kleider und Essen nach Hause bringen? Die taz wirft einen Blick hinter die Kulissen

Lieferservice neuen Typs: Umweltfreundlich befördert, bringen rund 750 Lieferanten wie er hier lokales Essen aus Restaurants um die Ecke an den modernen Großstädter Foto: Gregor Fischer/dpa/picture alliance

Von Susanne Messmer

Ein Blick in die Zukunft der gestressten Großstadteliten, sagen wir ins Jahr 2025: Man hat keine Zeit mehr, auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen, im Restaurant zu speisen, auf Flohmärkten zu stöbern, in Buchläden in Neuerscheinungen zu blättern, in einem kleinen Laden um die Ecke einen Pulli anzuprobieren. Das Shoppen hat sich völlig ins Netz verlagert. Und wer sich schlecht beraten fühlt, der greift zum „kuratierten Konsum“.

Das neue Abendkleid wird etwa so bestellt: Bei einer der einschlägigen Firmen erstellt man online sein Profil, entscheidet über Top oder Flop von gestylten Komplettlooks, gibt Daten zu Geschmack und Körpermaßen preis und bekommt drei Stunden später ein liebevoll verpacktes Kleid samt passender Stola, Brosche und Unterwäsche frei Haus. Anschließend geht man auf eine der einschlägigen Marktplätze für außergewöhnliches Wohnungsdesign und lässt Siebdrucke eines Shootingstars in der Londoner Künstlerszene kommen, um die Wohnung ein wenig aufzudonnern. Es folgt die neue Playlist eines angesagten DJs bei einem Streamingdienst fürs Smartphones, um musikalisch am Puls der Zeit zu sein. Und schließlich der Blick in die Kochkiste (mit Zutaten und Rezepten) für den besonders anspruchsvollen „Foodie“ – denn das gute Essen stellt selbst 2025 noch immer der Kern eines geglückten Candlelight Dinners dar. Der Abend ist im Kasten, und zwar in 20 Minuten, willkommen in der Zukunft.

Willkommen in der Zukunft werden nun auch all jene sagen, die heute schon dafür zuständig sind, das Abendkleid, die Siebdrucke und die Kochkiste zum Konsumenten zu tragen – denn all diese Angebote gibt es bereits im Netz, sie werden längst täglich verschickt und geliefert. Sie werden nur noch nicht so intensiv genutzt, wie es sich viele Investoren, die Millionen Risikokapital in diese Geschäftsideen pumpen, erträumen.

Berlin ist trotz sinkender Arbeitslosigkeit weiterhin die Hauptstadt der prekären Arbeit. In kaum einer anderen Großstadt ist der Bruttolohn so gering, nirgendwo sonst gibt es so viele Aufstocker. Gleichzeitig ist Berlin die Stadt der Start-ups, in der sich pfiffige Leute immer neue Geschäftsideen ausdenken, wie sich das Shopping den sich verändernden Lebensgewohnheiten neuer Konsumenten anpassen lässt.

Gerade kann jeder, der die Augen aufmacht in dieser Stadt, Zeuge dieser Entwicklung werden. Etwa 750 neue Arbeitsstellen haben Deliveroo und Foodora geschaffen – einen neuen Typ von Lieferservice, der nicht mehr auf fettige Pizza setzt, sondern hochwertiges Essen aus kleinen Lokalen ums Eck liefern will, wenn es mit der Kochbox nicht klappt. 750 Radfahrer sind in Stoßzeiten in der Stadt unterwegs, fahren Essen in schwarz-türkis- oder pinkfarbenen Kisten über holpriges Kopfsteinpflaster, nur weil es Kunden gibt, die keine Zeit oder keine Lust haben, zehn Minuten zum nächsten Restaurant zu marschieren. Aber entsteht damit ein weiteres Beschäftigungsfeld für Geringverdiener? Fahren da Stundenlöhner schicke Menüs aus, die sie sich von ihrem Gehalt niemals würden liefern lassen können? Die taz fragt nach.

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