Abgas-Skandal Milliardenverlust, gekürzte Boni, Minidividende und keine Aufklärung: VW sackt tief in die roten Zahlen
Wolfsburg/Düsseldorf dpa/taz | Angesichts der immensen Kosten für den Abgasskandal muss Volkswagen den größten Verlust seiner Konzerngeschichte verkraften. Im vergangenen Jahr lag das Ergebnis mit minus 1,6 Milliarden Euro tief in den roten Zahlen. Das teilte Europas größter Autobauer am Freitag in Wolfsburg nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit.
2014 stand noch ein Gewinn von knapp 11 Milliarden Euro in den Büchern. Das operative Ergebnis sackte von 12,7 Milliarden Euro 2014 auf minus 4,1 Milliarden.
Der Abgasskandal lässt auch die Dividende einbrechen. Der Konzern will je Vorzugsaktie nur noch 0,17 Euro ausschütten – vor einem Jahr waren es noch 4,86 Euro. Für die Folgen des Dieselskandals muss der Konzern in seiner Bilanz für 2015 rund 16,2 Milliarden Euro zurückstellen. Dazu kommen 200 Millionen für Umbauten etwa in der Lastwagensparte. Damit steigt der Puffer für Sonderbelastungen im dritten Quartal noch einmal um fast 10 Milliarden Euro auf 16,4 Milliarden Euro an.
Entgegen eigenen Ansagen will VW die bisherigen Ermittlungsergebnisse zur Schuldfrage im Dieselskandal auf unbestimmte Zeit nicht veröffentlichen. Mit einer Veröffentlichung von Zwischenergebnissen „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ wären unvertretbare Risiken für Volkswagen verbunden, hieß es. Die Vorstandsboni werden um 30 Prozent gekürzt. Vor allem das Land Niedersachsen und die IG Metall hatten verlangt, auch die Manager müssten Verzicht üben.
Angesichts der roten Zahlen drohen bei Volkswagen heftige Auseinandersetzungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretern. Bei der ertragsschwachen Kernmarke VW will Markenchef Herbert Diess den Sparkurs verschärfen.
Als Reaktion auf den VW-Skandal sollen die Klagemöglichkeiten der Verbraucher erweitert werden. Dafür haben sich die Verbraucherschutzminister von Bund und Ländern am Freitag einstimmig ausgesprochen.
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