: Wundertüten aus der Zukunft
MEDIENKUNST Alte und neue Vorstellungen von morgen: das Osnabrücker "European Media Art Festival"
In diesem Jahr schickt das European Media Art Festival (EMAF) in Osnabrück eine Warnung voraus: „Don’t expect anything“ steht auf den Postern, die Aufforderung also, man möge „nichts erwarten“, und kleiner darüber: „The future of visions“. Zumindest jene, die sich für das Filmprogramm interessieren, wissen aber wohl recht genau, was sie erwarten können: Die meisten der 27 Veranstaltungen bis einschließlich Sonntagabend im Lagerhaus und dem Kino Hasetor sind Kurzfilmprogramme mit Titeln wie „The same as it never was“ oder „Something is weird in the magical forest“. Mit diesen großteils experimentellen Wundertüten folgt das Festival einer eigenen Tradition – sein Ursprung war der „Internationale Experimentalfilm Workshop“ in den 1980er-Jahren.
Die Langfilme im Programm sind zumeist nach thematischen Kriterien ausgewählt worden, und besonders reizvoll ist dabei eine kleine Retrospektive zum Leitthema des Festivals, den Zukunftsvisionen. Die Widersprüche vergangener Science-Fiction zeigen sich etwa – mit viel buntem Plastik und Musik aus dem Moog-Synthesizer – sehr schön in Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“ aus dem Jahr 1971 (Fr, 22. April, 22 Uhr, Hasetor). Ähnlich historisch wirkt von heute aus gesehen „Echtzeit“ (Fr, 16.30 Uhr, Lagerhalle): Dafür fragten sich Hellmuth Costard und Jürgen Ebert 1983, in welchem Umfang elektronische Systeme die Welt verändern würden.
„Mensch-Maschine“ ist das Programm betitelt, das Florian Wüst zusammengestellt hat aus Industrie-, Informations- und Experimentalfilmen aus den 50er- und 60er-Jahren zum Thema Automatisierung (Do, 21. April, 18 Uhr, Lagerhalle); darunter findet sich auch ein Frühwerk von „Heimat“-Schöpfer Edgar Reitz – prosaischer Titel: „Kommunikation – Technik der Verständigung.“
Der israelische Videokünstler Omer Fast, EMAF-Preisträger, hat mit „Remainder“ seinen ersten Spielfilm inszeniert (Do, 20 Uhr, Hasetor). In der Adaption eines Romans von Tom McCarthy verliert ein Mann nach einem Unfall sein Gedächtnis und irrt zwischen Vergangenheit und Zukunft umher.
Im örtlichen Zimmertheater ist, wie einst in den klassischen Bahnhofskinos, ein Loop-Programm eingerichtet worden: Je einen Tag lang läuft derselbe Film in scheinbar endloser Wiederholung. Zu sehen sind hier Filme an der Schnittstelle zwischen Installation und Kino, die in Ausstellungen allzu oft nur in schlechter Bild- und Tonqualität auf Monitoren präsentiert werden. Am Samstag etwa „Esiod 2015“ von Clemens von Wedemeyer: Im Wien des Jahres 2051 möchte eine Bankkundin ihr Konto schließen – auf dem neben Geld auch ihre Erinnerungen eingelagert sind. HIP
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