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Zumindest die SPD ist zufrieden

Reaktionen Klimaschützer üben scharfe Kritik am Braunkohleverkauf

Klimakiller Nummer eins

Der Ausstoß: Braunkohlekraftwerke stoßen mehr klimaschädliches CO2 aus als jede andere Art der Stromerzeugung. Pro Kilowattstunde belaufen sich die Emissionen – je nach Qualität der Kohle und der Effizienz des Kraftwerks – auf 1.000 bis annähernd 1.200 Gramm CO2.

Die Kohle: Steinkohle liegt mit rund 800 Gramm etwas niedriger als Braunkohle, wobei man hier allerdings noch 100 bis 150 Gramm CO2 für die Bereitstellung des Brennstoffs ansetzen muss, weil Steinkohle oft weit transportiert wird. Die Braunkohle hingegen wird zwar in der Regel nahe der Lagerstätten verbrannt, dennoch bleibt sie in der Gesamtbilanz der CO2-trächtigste Energieträger.

Das Erdgas: Am günstigsten unter den fossilen Energien ist das Erdgas, das je nach Effizienz des Kraftwerks zwischen 350 und 500 Gramm CO2 je Kilowattstunde ausstößt, zuzüglich 50 bis 100 Gramm für die Bereitstellung des Brennstoffs. (bja)

BERLIN taz | Die Landesregierung von Brandenburg hat mit Erleichterung auf die Entscheidung von Vattenfall reagiert, die Braunkohlesparte an die tschechische EPH-Gruppe zu übertragen. „Die monatelange Unsicherheit für die Braunkohlekumpel, ihre Familien und eine ganze Region hat damit ein Ende“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Montag in Potsdam. Mit dieser Erkenntnis stand er allerdings ziemlich allein.

Zum einen ist unklar, ob die Unsicherheit wirklich vorbei ist. Denn die Entscheidung muss noch vom schwedischen Staat gebilligt werden, und der will sich dafür nach eigenen Angaben mehrere Monate Zeit nehmen. Zum anderen gibt es bei anderen Akteuren wesentlich mehr Skepsis über die Absichten der Käufer. „Es wird deutlich, dass sie vor allem auf schnellen Profit aus sind“, meint etwa Annalena Baerbock, Grünen-Bundestagsabgeordnete aus Brandenburg. Der Konzern habe bereits in der Vergangenheit Kohlekraftwerke billig übernommen und später trotz Arbeitsplatzzusagen dichtgemacht.

Auch die energiepolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Eva Bulling-Schröder, übt scharfe Kritik am angekündigten Verkauf: „Die Interessen der Lausitz drohen dabei hintenanzustehen“, sagte sie. Zudem drohe „das Abwälzen von Kosten auf die öffentliche Hand“.

Auch Umweltverbände lehnen die Pläne von Vattenfall ab. Greenpeace-Aktivisten entrollten am Montag vor der Berliner Vattenfall-Zentrale ein Transparent mit der Aufschrift „Verantwortung kann man nicht verkaufen“. Die Umweltorganisation hatte selbst ein Gebot für Vattenfalls Braunkohle-Sparte abgegeben – mit dem Ziel, diese abzuwickeln. Das verlangt Greenpeace nun vom bisherigen Eigentümer selbst: „Vattenfall muss sein schmutziges Braunkohlegeschäft behalten und sozial- und umweltverträglich abwickeln“, sagte Sprecherin Kerstin Doerenbruch.

Blockade an Pfingsten

Löcher in der Landschaft

Der Abbau:Das Lausitzer Braunkohlerevier im Südosten Brandenburgs und Nordosten Sachsens ist nach dem Rheinischen Kohlerevier die zweitgrößte Lagerstätte von Braunkohle in Deutschland. Abbau findet in Nochten, Reichwalde, Welzow-Süd und Jänschwalde statt.

Die Region:Laut Kohlewirtschaft hat der Braunkohlebergbau in der Lausitz bereits 87.000 Hektar in Anspruch genommen. Die Region sei durch die Tagebaue „regelrecht durchlöchert“, beklagt die Umweltorganisation Greenpeace; es seien inzwischen 136 Orte abgebaggert und mehr als 27.000 Bewohner umgesiedelt worden.

Die Natur:Auch die Natur leidet darunter, dass die Landschaft ausgebaggert wird: Für den Abbau wird das Grundwasser massiv abgesenkt, Biotope vertrocknen. Auch besonders schützenswerte Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (FFH) hat der Kohlebergbau in der Lausitz schon zerstört. (bja)

Das Aktionsbündnis „Ende Gelände“, das an Pfingsten eine Blockade des Braunkohletagebaus in der Lausitz plant, lehnt den Verkauf ebenfalls ab. Doch die Initiatoren stellen sich schon auf den neuen Eigentümer ein: „Jeder neuer Investor kauft den Widerstand der Klimabewegung mit ein“, kommentiert Hannah Eichberger von Ende Gelände. „Ob Vattenfall oder EPH, wir lassen nicht locker, bis der letzte Tagebau geschlossen ist.“

Malte Kreutzfeldt

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