: Die Ananas am Millerntor
Zweite Liga Nach einem 2:0 gegen den VFL Bochum lässt der FC St. Pauli eine erfolgreiche Saison ausklingen und plant mit Hochdruck für die nächste
Es ging nur noch um einen adäquaten Abschluss für eine überraschend gelungene Saison. Außer Schlagweite vom Tabellenplatz drei, der zu zwei Spielen um den Bundesligaaufstieg berechtigt, ging es am Samstag beim Spiel des Tabellenfünften St. Pauli gegen den Vierten, VFL Bochum, nur noch um die „goldene Ananas“: einen Erfolg also, für den sich niemand etwas kaufen kann. Nach 90 Spielminuten konnte St. Paulis Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann denn auch augenzwinkernd verkünden: „Die Ananas bleibt am Millerntor.“
2:0 hatte St. Pauli da gewonnen und auch wenn der Rückstand auf den gleichzeitig eine Niederlage kassierenden 1. FC Nürnberg um drei auf sieben Punkte zusammenschnurrte: Ein Aufstieg in die erste Liga gilt bei den Hamburgern als abgehakt. Umso mehr laufen die Planungen für die kommende Zweitligasaison auf Hochtouren.
Es droht der Neuaufbau
Mit dem sicheren Abgang des Sturmtrios Thy, Verhoek und Budemir – der schon in der laufenden Saison nach Italien ausgeliehen war – kommt dem FC St. Pauli seine komplette Offensive abhanden. Zudem ist alles andere als sicher, ob die Stammspieler Alushi, Maier oder Rzatkowski bleiben.
So muss das Team, das sich unter Trainer Ewald Lienen in weniger als einem Jahr vom Fast-Absteiger zum Fast-Aufsteiger gemausert hat, mindestens teilweise neu aufgebaut werden. Aus der eigenen Amateurabteilung aber kommt wenig: Talente wie Okan Kurt, Dennis Rosin oder Maurice Litka kamen in der Zweitligamannschaft kaum zum Einsatz. Der Nachwuchs sei noch nicht so weit, sagen die einen – der Trainer führe ihn zu langsam heran, die anderen.
Auseinanderzubrechen droht gar St. Paulis zweite Mannschaft, die „U 23“, die immerhin in der vierten Liga und damit der obersten Amateurklasse kickt: Gerade mal fünf Spieler haben gültige Verträge, Co-Trainer Fabian Boll steht dem Vernehmen nach auf der Sparliste des klammen Vereins.
Nachdem jahrelang auf den eigenen Nachwuchs gesetzt wurde, zeichnet sich da also eine Kurskorrektur ab, die ihre Gründe hat: Besonders im vergangenen Jahr kauften finanzkräftige Clubs wie Leipzig oder auch der HSV immer wieder die besten Spieler aus den Jugendmannschaften weg, machten aus St. Paulis Nachwuchszentrum eine Art Resterampe. Ausbildung, haben sie am Millerntor lernen müssen, lohnt sich nicht.
Hoffnung für den Sturm
Ein Ausweg aus der sich anbahnenden Sturm-Misere immerhin deutet sich nach der Partie gegen Bochum an: Fafà Picault. Ob der in New York geborene Haitianer eine Zukunft bei St. Pauli hat, war bislang, nach einigen mäßig erfolgreichen Kurzeinsätzen, eher ungewiss. Gegen Bochum aber drehte er bei seinem Startelfdebüt groß auf, erzielte beide Tore für die Gastgeber – und hätte noch öfter treffen können. „Wer zwei Tore schießt, empfiehlt sich“, sagte Sportchef Thomas Meggle mit Blick auf die anstehenden Vertragsverhandlungen mit Picault.
Als weiterer Kandidat für die Hamburger Offensive gilt der 29-jährige Deutsch-Marrokaner Aziz Bouhadouz, der derzeit noch beim Ligakonkurrenten Sandhausen kickt. mac
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