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Einsatz wegen Lappalien

Bilanz Die Feuerwehr muss immer öfter ausrücken. Aber nicht wegen Notfällen

Eine erhebliche Zunahme der Einsätze verschärft die Belastung der Berliner Feuerwehr. Die alternde Bevölkerung, die wachsende Stadt und überflüssige Alarmierungen wegen Lappalien haben die Zahl der Einsätze 2015 auf über 434.000 steigen lassen. Das sind knapp 9 Prozent mehr als 2014, wie Feuerwehrchef Wilfried Gräfling am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz sagte.

Bei den Notfalleinsätzen wegen Unfällen oder Krankheiten kommt die Feuerwehr deshalb sehr oft später an als vorgesehen. Bei Löscheinsätzen werden die vereinbarten Zeiten hingegen gut eingehalten.

Durchschnittlich trifft der erste Rettungswagen oder das erste Löschfahrzeug nach etwa neuneinhalb Minuten am Einsatzort an. Für Notfalleinsätze ist mit dem Senat allerdings vereinbart, dass die Sanitäter oder Notärzte in der Innenstadt in 75 Prozent der Fälle nach acht Minuten ankommen. Erreicht wird dieses Ziel aber nur bei 35 Prozent der Einsätze.

Innensenator Frank Henkel (CDU) sprach von einer „enorm großen Herausforderung“ angesichts der dynamischen Entwicklung. Gräfling sagte: „So geht’s nicht weiter. Da muss etwas passieren.“

Besonders zwei Probleme müssten angegangen werden. In den vielen Pflegeheimen müsse nicht immer die Feuerwehr gerufen werden, wenn es einem Menschen schlecht gehe. Es gebe zuständige Ärzte, die besser als Sanitäter in der Lage seien, sich zu kümmern, so Gräfling. Zudem sei das seit Jahren veränderte Anspruchsdenken problematisch. „Ein Schnitt in den Finger oder den Fußnagel – bei denen wird heute die Feuerwehr gerufen.“ (dpa)

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